Mittwoch, 21. August 2013

DIE SARRAZIN-DEBATTE

Thilo Sarrazin ist bekannt für provokante Äusserungen, im Jahre 2010 landete er aber mit "Deutschland schafft sich ab" den Coup.

Thilo Sarrazin beschreibt darin die von ihm so gesehene Gefahr durch Einwanderer in Deutschland. Sarrazin problematisiert besonders die Einwanderung von angeblich nicht integrationswilligen muslimischen Einwanderern, die auf interne deutsche Probleme wie Geburtenrückgang und Verdummung treffe und die Problemlage verstärke.

In der Folge wurde Sarrazin von vielen Medienvertretern und seinen Chefs bei der Deutschen Bundesbank scharf kritisiert, gleichzeitig aber von vielen Menschen aus der Bevölkerung gelobt. Es kam dabei zu einer ähnlichen Empörungswelle wie vorher bei der Debatte um Eva Herman.

Bei der auf die Buchveröffentlichung folgenden medialen Schlacht ging es nicht nur um die von Sarrazin gesehenen Integrationsprobleme, sondern auch um biologi(sti)sche Teile seiner Beweisführung.
Die Schlacht erfolgte erwartungsgemäss nicht nur in den Printmedien und in Radio und Fernsehen, sondern besonders im Internet und seinen Foren. Dabei zeigte sich eine starke pro-Sarrazin-Fraktion, die meinte "er hat (doch) recht!". Diese Fraktion gab sich als schweigende Mehrheit aus.

Hat Sarrazin recht?

PRO:
- es gibt viele Einwanderer mit einer oft hohen Geburtenrate
- es gibt Integrationsschwierigkeiten mit Einwanderern
- dazu gehören gesteigerte Aggressivität, Kriminalität und eine Blockadehaltung im Bildungswesen
- Einwanderer aus islamischen Ländern sind oft intolerant und versuchen, aggressiv zu missionieren

CONTRA:
- die Einwanderer wurden in der Mehrzahl nicht von "linken Gutmenschen" geholt, wie vielfältig behauptet,
  sondern von CDU-geführten Bundesregierungen;
  Ziel war es, für die BRD billige Arbeitskräfte zu gewinnen und die dt. Arbeitnehmer unter Konkurrenzdruck zu setzen
- die Einwanderer, die Ärger machen, machen es nicht aus genetischen Gründen, sondern weil sie aus  Krisengebieten
  oder Krisenmilieus stammen und oft eine hohe Kinderzahl haben (Stress beim Heranwachsen)
- bei ähnlichen Randbedingungen können auch Einwanderer im Bildungssystem erfolgreich sein;
  einige Migrantengruppen sind sogar besser als gebürtige Deutsche
- Sarrazin versucht, durch den exorbitanten Gebrauch von Statistiken seine Thesen unangreifbar zu machen;
  auch wenn die meisten Statistiken nicht oder schwer angreifbar sind, so ist es doch ihre Interpretation
- Sarrazin provoziert und beleidigt gerne
- Sarrazin wirft Migranten einerseits Arbeitsverweigerung vor, andererseits wirft er ihnen vor, dass sie es nur bis
  zur Stufe des Lebensmittelhandels schaffen; ist solch ein Berufsfeld denn ein Problem?
- Migranten, die es den Einheimischen schulisch "einmal zeigen wollen", sich anpassen und gute Noten schreiben,
  werden trotzdem sehr oft von Personalchefs bei Bewerbungen abgeblockt!

FAZIT:
Alles in allem erscheinen die Ausführungen Sarrazins problematisch. Man kann jedoch nicht sagen, dass er in jedem einzelnen Punkt Unrecht hat. Ärger mit Migrantengruppen kennen die meisten Bundesbürger aus ihrem persönlichen Umfeld und sie lassen sich auch mit Statistiken belegen. Auch ist aggressives Missionieren aus dem islamischen Kulturbereich ein Problem und wirkt destabilisierend.
Es ist aber die Frage ob man dafür generell solch grosse Gruppen beleidigen muss und ob die biologischen Untermauerungen wirklich stichhaltig sind. Geht es Sarrazin, der bei einem längeren Betrachtungswinkel schon viele Gruppen beleidigt und verhöhnt hat (Schüler, Studenten, Berliner, Arbeitslose, Migranten) wirklich um die Sache, oder um die Provokation selbst? Und wie will er beweisen, dass im Osmanischen Reich gehäuft Erbfehler aufgetreten seien? Wie konnte das Osmanische Reich dann lange Zeit so stark auftreten?
Sarrazin zeigt, dass er Genuss aus der Provokation empfinden. Dasselbe gilt für die Macht über Menschen, wie man aus seinen Auslassungen als Finanzsenator ersehen kann.
Sarrazin selber hat wiederholt darauf hingewiesen, unter welch ökonomisch harten Verhältnissen er herangewachsen ist und dass er als Schüler selber verhaltensauffällig war. Das gibt ihm allerdings nicht das Recht, sich wiederholt dermassen abwertend über bestimmte Bevölkerungsgruppen zu äussern, auch wenn ein bestimmter Teil dieser Gruppen sich wirklich falsch verhält.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen