Dienstag, 25. September 2012

ÜBER HARALD SCHMIDT: SENDERWECHSEL




Wir schreiben das Jahr 2012 und wir sind nicht Wikipedia:
Harald Schmidt ist im September von Sat.1 zu Sky gewechselt.

Wie sich das entwickeln wird, weiss man noch nicht genau. Die ersten Quotenergebnisse sind aber schlecht.
Eine Sendung kann auch gut sein und schlechte Quoten haben, z. B. bei Wissenschaftssendungen.
Das ist aber nur manchmal so.

Harald Schmidt hat vieles so gelassen, wie es war: Das Studio ist dasselbe, die Einrichtung ist ähnlich und im Team hat sich auch nichts Grundlegendes geändert.
Wie seine Witze sind, kann man ohne Sky-Abo nicht genau beurteilen. Von dem, was durchsickert, muss man sagen, dass er wieder besser drauf ist als in seiner Langeweile-Phase vor Pocher bei der ARD.

Harald Schmidt hat nun oft den Sender gewechselt. Angefangen hat er in der ARD. Dann ging er zu Sat.1, dann wieder zur ARD, dann wieder zu Sat.1 und jetzt zu Sky. Und oft hat er nach dem Wechsel über seinen ehemaligen Sender gelästert. Davor war Harald Schmidt aber schon auf vielen Bühnen tätig - sowohl im Theater als auch im Kabarett.


ARD

Harald Schmidt gelangte von den Dritten zum Hauptprogramm der ARD. Die Sendung "Schmidteinander" mit Herbert Feuerstein galt als sehr erfolgreich. Für viele Schmidt-Fans blieb sie immer das "Original". Sicher brachte sie viele neue Ideen, aber man darf sie auch nicht verklären: Zu oft war der Satz zu hören "bei Schmidteinander war er besser" und zu oft stimmte er NICHT: Schmidt traf bei Schmidteinander nicht immer das Timing und hatte die Angewohnheit, wirklich alles durch die humoristisch-zynische Brille sehen zu müssen. Auch zog er verunglückte Gags immer wieder hoch.
Ausserdem: Viele haben ein idealisiertes Schmidteinander-Bild, weil in der ARD immer wieder die Best-of-Wiederholungen zu sehen sind!
Harald Schmidt moderierte bei der ARD verschiedene Sendungen und bekam dann auch "Verstehen Sie Spass..?" übertragen. Dort machte er allerdings den Fehler, aus einer Samstag-Abend-Sendung eine Harald-Schmidt-Show zu machen. Schliesslich zog die ARD die Notbremse und Harald Schmidt wollte dann auch Schmidteinander nicht mehr weitermachen. Herbert Feuerstein soll ihn darauf als "Arschloch" tituliert haben.
Das ist aber nicht genau belegt.


Sat.1

Auf jeden Fall machte Schmidt erstmal wieder Kabarett (Schmidtgift) und ging dann zu Sat.1. Angeblich soll er beim Wechsel von Gottschalk, Egner und Jauch unterstützt worden sein. Gottschalk war offenbar sauer, dass er mit seiner eigenen Late-Night-Show nicht durchgekommen war. Erzählungen über einen Trip im VW-Bus zu Leo Kirch machten die Runde. Schmidt hat aus dieser Zeit auch Kontakte zu den Produzenten Fred Kogel (damals Geschäftsführer von Sat.1) und Jörg Grabosch. Für das kreative Material war zunächst Graboschs Firma "Brainpool" zuständig, ab 1998 aber die Schmidtsche Firma Bonito. Parallel dazu wurde das Studio "Capitol" gegen das Studio "449" ausgetauscht.
Schon nach seinem ersten Wechsel zu Sat.1 machte Harald Schmidt Witze über seinen Senderwechsel. Später sollte er das wiederholen.
In Einspielvideos zeigte er, wie lausig er in der ARD gelebt hatte und wie luxuriös es dann bei Sat.1 wurde. In einem Interview sagte er "Wenn Sie mal Claudia Schiffer gebumst haben, ziehen Sie auch nicht mehr zu ihrer Mutter!". Er schloss also die Rückkehr zum Muttersender aus.
Ende 2003 verliess Schmidt dennoch den Sender und kehrte nach einer ca. einjährigen Kreativpause mit Kreuzfahrt Ende 2004 wieder zur ARD zurück. Über die Gründe der Rückkehr kursieren verschiedene Versionen. Schmidt behauptete, es läge am neuen Senderchef Roger Schawinski. Über dessen neues Buch machte er noch zu Sat.1-Zeiten deftige Witze.
Andererseits hat Schmidt einige Monate vor seinem überraschenden Abgang vom Sender eine Sendung pro Woche mehr abgeliefert. Gleichzeitig soll er noch kurz zuvor in einer anderen Show verraten haben, dass er bei Sat.1 weitermachen wolle. Der Entschluss zum Wechsel muss also sehr kurzfristig gefallen sein.
Kritische Beobachter hat Schmidts Begründung etwas verwundert: Man fragte sich, wie er Schawinski damals überhaupt so genau gekannt haben konnte. Schawinski war von Ende 2003 bis Ende 2006 Senderchef. Als Nachfolge für Harald Schmidt wählte er Anke Engelke, deren Show aber nicht ankam.
Im Jahr 2012 behauptete Schawinski, als er gegen Schmidt im Schweizer Tages-Anzeiger im März 2012 nachkartete, Schmidt habe ihm nach seinem Wechsel den wahren Grund für selbigen genannt: Er sei ausgebrannt gewesen! Ausserdem bezeichnete er Schmidt als "geldgeil", "parasitär" und als "Zyniker".


ARD 

In der ARD hatte Schmidt Ende 2004 einen launigen Einstand mit anfangs wilder Frisur. Er begann gleich mit zur damaligen Zeit passenden Witzen über Josef Ackermann und konnte durchaus an seine alte Kreativität anknüpfen. Schmidts Team blieb auch relativ konstant. Produziert wurde die Sendung jetzt von Bonito und der Kogel & Schmidt GmbH.
Bald wirkte Schmidt allerdings oft sehr gelangweilt.
Interessant ist auch, dass Harald Schmidt, der vorher bei Sat.1 noch über die ARD gelästert hatte, jetzt über Sat.1 herzog und den Sender als "Unterschichtenfernsehen" bezeichnete.
Auch hatte Schmidt keine Lust mehr, sehr viele Sendungen pro Woche abzuliefern. Stattdessen unternahm er zwischendurch Reisen oder trat auf Theaterbühnen auf.
Um eine gewisse Langatmigkeit und sinkende Quoten auszugleichen, entschied sich Schmidt - es war wohl seine Entscheidung - zusammen mit Pocher als Co-Moderator eine etwas erneuerte Sendung zu machen, mit der man auch jüngeres Publikum erreichen konnte.
Doch diese Rechnung ging nicht auf. Stattdessen kam es zwischen Schmidt und Pocher zu Reibereien.
Schmidt machte Pocher mehrfach vor Publikum herunter und versuchte, seine Erfahrung gegen Pocher auszuspielen.
Zu Oliver Pocher kann man sagen, dass seine Witze von Kritikern als zu unreif und wenig kreativ hingestellt werden. Was seinen politischen Humor betrifft, mag das stimmen, aber seine Parodien v. a. von Sportlern sind sehr gut. Pocher wurde auch von ARD-Funktionären kritisiert - besonders aus dem Südwesten. Besonderen Anstoss fand sein Auftreten als Strauffenberg in Wehrmachtsuniform. Allerdings hat auch schon Schmidt viele Nazi-Parodien abgeliefert, die jetzt anscheinend nicht mehr negativ zu Buche schlugen.
Am Ende zog Schmidt selber die Notbremse und kündigte seinen Rückwechsel zu Sat.1 an.
Dabei beschwerte er sich deutlich, dass die ARD schlecht organisiert sei und sich niemand für ihn zuständig fühlte.
Schmidt kartete nach seinem Abschied bei der ARD auch noch mehrmals gegen Oliver Pocher nach. Im stern und in stern online gab er im April 2009 zum besten: "Wenn er zu sehr störte in einer Redaktionskonferenz, dann habe ich ihm auch schon mal direkt gesagt: 'Halt die Fresse.' Damit war es geregelt. Auf Zwischentöne zu setzen, dazu ist das Geschäft zu schnelllebig, finde ich. Aber prinzipiell verstehen wir uns sehr gut. Und privat - null Kontakt."
Trotz einiger Fehltritte Pochers ist das ein bedenkliches Nachtreten. 


Sat.1


Für die Rückkehr zu Sat.1 stellte Schmidt zur Bedingung, dass er wieder mit seinem altbewährten Produktionsteam arbeiten konnte. Zuerst fragten sich viele, ob dieser erneute Wechsel zu Sat.1 nicht ein Wechsel zuviel sei. Die bisherige Reihenfolge war: ARD - Sat.1 - ARD - Sat.1. Schmidt hatte ja selber in diversen Interviews gesagt, dass man, wenn man einmal ein gutes Projekt in den Medien am Laufen habe, dieses auf jeden Fall halten soll!

Dann war es aber zunächst so, dass Harald Schmidt ab September 2011 wieder mit hoher Motivation auftrat und einige dachten, dass es jetzt mit neuem Schwung bei Sat.1 weitergehen könnte. Doch die Quoten blieben niedrig und sanken zuletzt weiter. Dann zog der Sender im März die Notbremse und Harald Schmidt musste Sat.1 im Mai verlassen.
Während Harald Schmidt den Wechsel Sat.1-ARD und den Rückwechsel zu Sat.1 noch selbstbestimmt vornehmen konnte, verlief dieser Wechsel nun wieder unfreiwillig. 


Sky

Harald Schmidt liess sich aber diesmal nicht auf lange Diskussionen und Pausen ein und verkündete schnell seinen Wechsel zum Bezahlsender Sky. Wie die Sendung sich dort weiterentwickelt, bleibt abzuwarten. Bis jetzt sind die Quoten niedrig. In Deutschland gibt es so viel sog. Free TV, dass sich das Konzept des Pay TV bisher nicht so richtig durchsetzen konnte. Andererseits will der Sender Sky sein Angebot differenzieren. 




Donnerstag, 23. August 2012

DER MENSCH UND DIE IDEOLOGIE

Wir haben in einem vorhergehenden Kapitel die Welt in Basis und Überbau, also Materie und Geist getrennt. Für Überbau bzw. Geist kann man auch Bewusstsein, Ideenwelt, Ideologie o. ä. sagen.
Es ist sehr interessant, sich mit diesem Überbau einmal genauer zu beschäftigen, denn er stellt ja unser Ich - entweder einzeln oder kollektiv (als Gruppenwahrnehmung) - dar.

Menschen haben, soweit wir wissen, zu allen Zeiten irgendwelchen Ideologien und Glaubenssystemen angehört. Zumindest gilt das für die geschichtliche Zeit, also die, für die schriftliche Quellen vorliegen.

Dabei ist eines erstaunlich: Die Menschen wachsen in einem ideologischen Raum auf, in dem sie früh mit der entsprechenden Ideologie in Kontakt kommen und übernehmen diese meistens kritiklos. Sie sind sich offenbar nicht bewusst, dass sie nur zufällig in diesen ideologischen Raum geboren (frei nach Heidegger: geworfen) wurden. Die Sozialisation übernehmen dann Institutionen wie Familie, Schule usw. (Althusser: Ideologische Staatsapparate). Menschen sind aber nur selten fähig, diese Thematik rational oder wissenschaftlich-analytisch anzugehen. Im Gegenteil: Es ist sogar so, dass selbst Wissenschaftler auf diese Täuschung hereinfallen und sich austricksen lassen.
Man kann ebenso kategorisierend wie böse sagen: Die Menschen sind Folger von Führern!

Wer den Kalten Krieg noch erlebt hat, kann das eindrucksvoll bestätigen. Ganz Osteuropa und viele Teile der Welt waren damals rot. Ihre Systeme und ihr Bewusstsein waren sozialistisch oder kommunistisch. Nach der Wende um 1990 drehte sich das Bewusstsein der Menschen ganz plötzlich. Das davor schien wie weggeblasen. Einige Menschen mögen sich damals auch an den kollektiven Bewusstseinswandel um 1945 erinnert haben, nur waren Nationalsozialismus und Faschismus nicht so lange am Ruder. Ihre Niederlage war aber nur knapp.

Ähnlich ist es mit religiösen Ideologien. Viele Menschen glauben mit voller Inbrunst an eine Religion wie Christentum, Judentum oder Islam, obwohl sie nur zufällig in einem bestimmten religiösen Gebiet geboren wurden. Es ist doch völlig lächerlich zu glauben, dass man an eine Religion deshalb glaubt, weil ein bestimmter "Erlöser" so überzeugende Argumente hat. Die meisten Menschen glauben an die Ideologie, die eben in ihrem ideologischen Raum vorherrscht. Nur in Einzelfällen sucht sich jemand freiwillig und bewusst eine bestimmte Ideologie aus.
Ideologien wie das Christentum oder das Islam haben übrigens nur zufällig so deutlich gewonnen. Bei den Christen z. B. verliefen viele Schlachten gegen die Heiden denkbar knapp. Das hätte auch anders ausgehen können, so dass heute die Menschen an die Ideologie der Gegner glauben würden - man kann das zwar nicht streng wissenschaftlich beweisen, aber es ist doch sehr wahrscheinlich.

Ebenso verhält es sich auch mit den Religionen des antiken Mittelmeerraumes und seine Umgebung, wie denen der Ägypter, Akkader oder griechischer Poleis. Bei ihnen schwingen neben religiösen Momenten noch sehr viele patriotische mit. Die Religion stellt die Dinge der Welt so dar, dass die eigene Gruppe nicht nur zufällig gegenüber allen anderen moralisch im Recht ist, sondern gleichzeitig auch allen anderen überlegen.





Donnerstag, 16. August 2012

KIRCHENAUSTRITT

Der Kirchenaustritt hängt in Deutschland sehr stark von den Behörden der einzelnen Bundesländer ab.
Die Gebühren dafür können zwischen 0 und 50 € betragen.
Ein Austritt erfolgt traditionell persönlich beim Standesamt, bedingt aber auch beim Notar.
Dazu muss man sich ausweisen (Personalausweis oder Reisepass). Manchmal ist auch ggf. eine Heiratsurkunde oder ein Familienbuch nötig.
In einigen Bundesländern erfolgt der Kirchenaustritt stattdessen beim Amtsgericht. Selten geht es sogar bei der betreffenden Kirche selbst.


Dienstag, 14. August 2012

GLOSSEN


Medial wird immer wieder behauptet, wie wichtig Bildung sei.
Das stimmt aber nicht ganz: Es sind nur bestimmte Bereiche aus dem Gesamtspektrum der Bildung wichtig.

Darauf muss auch eingegangen werden: Es geht nicht darum, dass man die Bildung nur auf die berufliche Bildung verengt, aber die berufliche Bildung muss auch eine starke Repräsentanz haben.

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In der Geschichtsbetrachtung gibt es heute viele verschiedene Ansätze.
Ein Ansatz kommt aber klar zu kurz: Die Bewusstseinsgeschichte.

Man fragt sich zu selten - vom Subjekt ausgehend - wie die Menschen ihre Welt erlebt haben, d. h. man versetzt sich nicht richtig in den Kopf der Menschen.

Wenn man z. B. Geschichtsquellen sichtet, dann haben die Menschen lange Zeit ein stark religiös geprägtes Bewusstsein gehabt. (Und somit hatten sie aus atheistischer Sicht ein falsches Bewusstsein.)
Julian Jaynes hat das als Psychologiehistoriker oder historischer Psychologe sehr weit erforscht. Aber es gibt nicht viele, die ihm dabei gefolgt sind.



Die Bewusstseinsgeschichte ist auch nicht deckungsgleich mit der Geistesgeschichte, die sich z. B. mit der Geschichtsphilosophie Hegels befasst. Bewusstseinsgeschichte heisst, nach Möglichkeit im Kopf des betrachtenden Subjektes zu sein. Im Gegensatz dazu beschäftigt sich z. B. die Sozialgeschichte mit gesellschaftlichen Gruppen, Klassen, Schichten (Typisierung) und ggf. mit gesellschaftlichen Statistiken.
Das ist auch wichtig, sieht die Menschen in der Geschichte aber von aussen.

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Ein beliebtes Thema, das auch immer wieder auftaucht, ist das Thema 68er oder genauer gesagt die Gegenkultur der 60er-Jahre.

Auch wenn in der damaligen Zeit aus einem revolutionären/revoltierenden Geist viel Unsinn (i. e. Mist) gedacht wurde, muss man aufpassen, nicht alles von dem damals Erdachten auf den Abfallhaufen der Geschichte zu werfen.

Es ging darum - beeinflusst auch von der Gegenkultur aus Kalifornien - einmal mit Marx, Freud und anderen gegen den Strom zu denken. In Deutschland entstanden daraus viele Zeitschriftenprojekte. Einige davon, z. B. die "Ketzerbriefe" nahmen seltsame Wege.

Die Literatur zu dem Thema ist vielfältig. Wir empfehlen aber neben der Masse von Publikationen v. a. Theodore Roszaks "Counterculture" und Rolf Uesselers 68er-Buch (und dort v. a. die US-Passagen).

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Ein interessantes historisches Forschungsthema wäre auch das Thema "Verrat".

Es ist erstaunlich, wie schnell Machtmenschen lavieren können und ihre eigentlich patriotische Gesinnung für klassen- oder schichtenspezifische Interessen aufgeben.

Ein Beispiel dafür sind die "Hetairien" und transpolische Netzwerke der Macht im antiken Griechenland.
So kollaborierten Oligarchen gerne von Polis zur Polis miteinander oder sogar mit dem persischen "Aussenfeind".

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Uns fällt immer wieder auf, dass es im Geschichtsunterricht und damit auch im Geschichtsbild "schwarze Flecken" gibt:

Das 4. Jahrhundert in Griechenland vor Alexander dem Grossen ist nicht oder kaum bekannt, obwohl dort viel Wichtiges passiert ist.

Die Spätantike inklusive Justinians Regierungszeit und die byzantinische Geschichte sind kaum bekannt.

Ebenso gehen die Machtkämpfe auf den Britischen Inseln nach dem Abzug der Römer im kontinentalen Geschichtsunterricht unter.

Der Hundertjährige Krieg wird (im heutigen Geschichtsunterricht) sträflich vernachlässigt.

Die Geschichte indigener Völker ist kaum bekannt. Das schliesst auch die frühe Geschichte der europäischen Besiedlung Nordamerikas mit ein.

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Politologe - Politiker - Politischer Mensch

ALTE SPRACHEN
oder: VOM NUTZEN UND NACHTEIL DER ALTPHILOLOGIE FÜR DAS LEBEN
(frei nach Nietzsche)


Das Thema "Alte Sprachen" wird in Bildungsforen im RL und im Internet gerne heiss diskutiert.

Das geschieht meist vor dem Schulhintergrund, aber auch universitär und spaltet dialektisch in Extrempositionen wie "unnützer, alter Kram" oder "Rettung des Abendlandes". Das wollen wir hier so nicht tun.

Die hier vertretene Position ist trotzdem äusserst kritisch gegenüber den alten Sprachen. Das wird einige verwundern, weil wir in unsere Beiträge manchmal Rückbezüge auf die Antike einbauen. Die distanzierte Einstellung zum Altsprachenunterricht kommt daher, dass der berufliche Nutzwert fast nicht vorhanden ist und auch daher, dass der berufliche oder sonstige Nutzen von alten Sprachen von deren Verteidigern oft manipulativ überhöht und geradezu erlogen wird. Das macht einen Altsprachenzwang für die vielen, die es nicht unbedingt beruflich brauchen (z. B. in der Wissenschaft) immer fragwürdiger.

Wenn man die Alten Sprachen allerdings als Hobby wählt, sieht die Sache etwas anders aus:
Wir betrachten also die Alten Sprachen als Hobby, das man freiwillig wählt oder eben nicht wählt. Sicher kann man sie/es auch "institutionalisieren", also in der Schule lernen oder an der Uni studieren. Für uns geht es hier aber nicht um "Pflichtunterricht".
Uns geht es auch nicht nur um Latein oder Latein und Altgriechisch, sondern auch weitere alte Sprachen.

Wir haben weiter unten Pro-Argumente, Pseudo-Pro-Argumente und Anti-Argumente gegenübergestellt. Auch die Gefahren des Lernens Alter Sprachen sollte man nicht verheimlichen.

Wir wollen aber zuerst die Frage beantworten: Welche Altsprachen sind aus europäischer Sicht interessant?
(als Hobby!)

Und da empfehlen wir 4:
1. Latein
2. Griechisch
3. Ägyptisch (Mittelägyptisch)
4. Hebräisch

Latein ist sicher am naheliegendsten, weil es in die europäische traditionelle Allgemeinbildung eingegangen ist.
Allerdings sind die lateinischen Schriften für einen rational-analytischen Leser gar nicht so interessant.
Wir halten daher Altgriechisch von der Literatur her für interessanter, von der Schriftentwicklung sogar Ägyptisch. Ägyptische Texte sind manchmal auch literarisch interessant, aber nicht so rationalistisch wie die griechischen.
Von den Griechen kann man gut die Historiker lesen und Naturwissenschaftler bzw. -philosophen wie Aristoteles. Von den Ägyptern könnte man politisch Thutmosis III., Echnaton und Ramses lesen. Literarisch z. B. die "Klagen des Bauern (Oasenmannes)".
Hebräisch kann man lernen, weil es für die jüdische und christliche Gedankenwelt und ein bisschen für die antike Geschichte relevant ist, aber man darf es auch nicht überbewerten.

Lernbar sind alle 4 von den oben genannten. Das Germanische und das Gallische wären auch interessant, aber das Germanische wurde über das Gotische erst in der Spätantike kodifiziert und das Gallische ist uns fast nur über kurze Inschriften überliefert. Immerhin kennen wir aber inzwischen den wichtigsten Wortschatz. Es ist auch nicht so, dass die Gallier nur mündlich überlieferten, wie manche durch die Cäsarlektüre immer noch glauben.

Weitere interessante Alte Sprachen sind Akkadisch (Assyrisch-Babylonisch), Altpersisch, Sanskrit und klassisches Chinesisch.

Ein Hauptfehler des Herangehens an Alte Sprachen ist unserer Meinung nach die Dominanz der humanistisch-philologischen Annäherung. Man sollte sich ihnen lieber historisch-politisch oder naturwissenschaftlich nähern. Aber das bleibt natürlich umstritten und ist Ansichtssache.
Die Menschen der Antike waren politisch handelnde, arbeitende und erfindende Subjekte und nicht bloss Hexameter-Rezitierer.


Pro-Argumente: Vom Nutzen der Alten Sprachen

- Alte Sprachen können zunächst einmal von Interessierten als Selbstzweck gelernt werden.
(daneben gibt es aber auch diverse Nebeneffekte:)
- Alte Sprachen fördern die Allgemeinbildung.
- Alte Sprachen fördern die Historische Bildung.
- Alte Sprachen fördern etwas die Philosophische Bildung.
- Alte Sprachen fördern etwas die Sprachliche Bildung.
- Die Wissenschaftsterminologie ist oft in Griechisch oder Latein abgefasst.


Pseudo-Pro-Argumente:

- Lateiner sind besser in Mathe, weil die Sprache logisches Denken fördert.
=> erwiesenermassen falsch!
- Wenn man Latein hatte, kann man besser Spanisch lernen, als wenn man vorher Französisch hatte.
=> "
- Ohne Latein kann man nicht ernsthaft Wissenschaft betreiben
=> dann würden die Chinesen, Japaner und die meisten US-Amerikaner irgendetwas anderes betreiben
- Lateiner sind moralisch überlegen.
=> eine gefährliche Behauptung: es gibt zwar Beispiele für moralisch überlegene Lateiner, aber ebenso auch umgekehrte Beispiele wie Heinrich Himmler oder seinen Vater Joseph Gebhard Himmler.
- Latein hilft im Berufsleben.
=> eine der gefährlichsten Behauptungen - häufig vertreten von berufsfernen Altphilologen;
es gibt in Wirklichkeit nur noch wenige Personalchefs, die so denken; einige lachen sogar darüber
- Häufig wird darauf hingewiesen, dass der Altsprachenunterricht an besonders exklusiven Bildungsinstitutionen grossgeschrieben wird (vergleichbar mit Klassischer Musik).
=> Das ist bedingt richtig. Aber die Stärke dieser Institutionen liegt nicht an Lateinselbst. Sie liegt daran, dass Menschen aus der Oberschicht ihre Kinder dort hinschicken und dass durch die hohen Anforderungen Kinder aus Unterschichten herausgesiebt werden.


Anti-Argumente: Gefahren der Alten Sprachen:

- Durch jede alte Sprache "vergeigt" man sich eine neue und reduziert damit seine Berufschancen.
Eine Ausnahme stellen Sprachgenies dar, für die z. B. 10 Sprachen kein Problem sind. Dann können ruhig 2 alt sein.

- Latein kann durch seinen erheblichen Zeitaufwand Lernenergie von Naturwissenschaften oder von Wirtschaft und Recht abziehen.

- Wegen Latein bleiben viele sitzen oder müssen sogar die Schule verlassen. Dann opfert man seine wichtige Schulkarriere einer alten/toten Sprache.

- Soziologen und Gesellschaftskritiker bemängeln bei Latein, dass es als soziales Auslesekriterium eingesetzt wird. Einige Anhänger der Sprache sehen das aber als positiv (Zitat: "Keine Türken auf dem Humanistischen.").


Fazit:

So sehr man einige Aspekte der Alten Sprachen als Hobby oder Forschungsgegenstand thematisieren und bedingt empfehlen kann, so sehr muss man auch vor der Verherrlichung dieser Sprachen warnen.
Alte Sprachen eignen sich als Ergänzung für historisch, sprachlich oder allgemeinbildungstechnisch Interessierte. Für Wissenschaftler mögen sie sogar notwenig sein. Beruflich muss man vor ihnen aber auf der Hut sein. Der berufliche Nutzen der alten Sprachen ist nämlich extrem gering!

Nachweisen muss man heute für die Studienfächer - wenn überhaupt - fast nur noch das (Kleine) Latinum.
Die angeblichen Lateinfächer Medizin und Jura kann man meist ohne Latinum studieren.
Und in kaum einem Beruf wird das Latinum noch verlangt.

Gefährlich wird diese Diskussion v. a. dadurch, dass Berufsvertreter der Alten Sprachen unseriöse und scheinbar "idealistische" Versprechungen machen, obwohl es ihnen in Wirklichkeit im Kern um ihre eigenen (materiellen) Verbandsinteressen geht.

Mit Latein oder Griechisch wird sicher nicht das Abendland gerettet. Auch in der künftigen globalisierten Welt sind diese Sprachen nicht unverzichtbar. Es handelt sich hier lediglich um Scheinargumente. Zuletzt müssen wir noch warnen, wenn immer von einer überraschenden "Renaissance des Latein" die Rede und Schreibe ist: Das trifft - wenn überhaupt - nur für Deutschland zu. Aber auch dort werden die Zahlen von interessierten Altphilologenverbänden frisiert.

Ein Kompromiss wäre, Latein als Drittsprache oder AG anzubieten oder gegebenenfalls Altgriechisch als Viertsprache oder AG. Wenn die Zunft aber weiterhin so über den Wolken schwebt, dann könnte es bald heissen... FINIS.




Sonntag, 29. Juli 2012

TV-DOKUS


Geheimer Krieg - Die Operationen der US-Geheimdienste in Deutschland (2013, Phoenix)
[Christian Fuchs, John Goetz, Niklas Schenck]

Die Macht der Ratings (2012, 3sat)

Der Ball ist rund - Im Zentrum der Fussballproduktion (2010, ZDF/ORF/Blackbox)

Lebend Begraben, von Werner Herzog (2010, ZDF)

Manson - Menschensohn (WDR)

Charles Manson Superstar (1989)
[Nikolas Schreck]

Manson (1973)
[Robert Hendrickson, Laurence Merrick]







Montag, 23. Juli 2012

BÖRSENMIEZEN

Clarissa Ahlers

Angelika Ahrens

File:Maria Bartiromo.jpg
Maria "Money Honey" Bartiromo

Ellen Frauenknecht

Anja Kohl

Patrizia Laeri

Sandra Navidi

Patricia Szarvas

Auch Harald Schmidt hat zugegeben, dass er sich "von den Girlies von n-tv" hat aufhetzen lassen.
Doch die Aktien hat er zum falschen Zeitpunkt ge- und verkauft.

ROCKER IHRES JAHRHUNDERTS


Jon Bon Jovi & Baruch de Spinoza: Querdenker im Rock und in der Philosophie!


Arthur Schopenhauer & Ice T: cholerischer Pimp im Gehrock und Pimp mit Nutte!


Louis Althusser (vor dem Mord an seiner Frau) & Nicos Poulantzas (vor dem Mord an sich selbst)

Freitag, 20. Juli 2012

SOMMER

Wenn man bald in die letzte Juliwoche einbiegt, wird es Zeit, den Editorial für das Sommerquartal zu schreiben. 

Wie sind wir weitergekommen?

Nun, bei den Computern haben wir PCs und NBs. Beide sind weitgehend funktionsfähig, auch wenn die PCs schon etwas angejährt sind. Wir versuchen, auf den meisten Computern Windows und Linux als Betriebssysteme installiert zu haben. BSD böte sich noch als Alternative an, aber die Grafischen Benutzeroberflächen sind ähnlich wie bei Linux. Auf weitere alternativen Betriebssysteme verzichten wir.
Das wäre zu viel "Frickelei".

Neben PCs und NBs stellt sich noch die Frage nach weiteren Kleincomputern. Es bieten sich da Tablet PCs,  Smartphones oder tragbare Spielekonsolen an. Letztere sind inzwischen nämlich auch internetfähig und ähnlich wie ein Tablet verwendbar. Einige Anwendungen wie die Telefonie hapern allerdings noch.

Da wir nicht gerne Verkaufsstrategen auf den Leim gehen und daher nicht gerne das Neueste kaufen (aber auch keinen alten Schrott), haben wir die Playstation Portable (PSP) von Sony ins Auge gefasst. Wir haben uns aber noch nicht für eine Version entschieden. Gleichzeitig schauen wir bei Smartphones auf das Samsung Galaxy Ace, das etwas mehr kann als das Star I und Star II. Mit dem Galaxy Ace konkurrieren noch das Motorola Defy und das LG P 500 Optimus. Bei den Tablet PCs ist die Entscheidung noch unklarer. Die Marken Archos und Odys scheinen gute Einsteigermodelle zu bieten. Die Archos-G9-Reihe wirkt solide.

In anderen Technikfeldern, die wir auch in anderen Artikeln erwähnt oder gestreift haben, ist relative Ruhe eingekehrt. Bei den (stationären) Spielekonsolen haben wir die 5. und 6. Generation fast vollständig zur Verfügung.

Bei den Funkgeräten sind wir im freien 11m-, 2m- und 70cm-Bereich wenigstens bei Handgeräten vertreten. Es gilt nun, die Betriebsbereitschaft zu verbessern, einen brauchbaren Antennenverteiler samt Festantenne aufzubauen und evtl. in den Bereich der stationären Funkgeräte vorzudringen.

Im Audio- und Videobereich hat sich ansonsten nichts verändert. Wir vertrauen weiterhin auf reguläre Fernsehgeräte und kompakte Stereoanlagen bzw. CD-Radiorecorder. Eine Verbesserung der Lautsprecherversorgung und evtl. ein Mischpult wären aber noch wünschenswert.

Auch im optischen Bereich wird sich vorerst nicht viel tun. Nur bei den einfachen Feldstechern herrscht Erneuerungsbedarf. 
Wir vertrauen ansonsten zur Himmels- und Landschaftsbeobachtung weiterhin auf unser Spektiv (samt Stativ) und auf einfache Nachtsichttechnik. Das reicht zunächst. Eine Leistungsverbesserung wäre zwar wünschenswert, würde aber gerade im Nachtsichtbereich erhebliche Investitionskosten nach sich ziehen. 
In der Mikroskopie sind auch keine wesentlichen Veränderungen notwendig. Möglicherweise könnte man bei Objektiven oder Filtern Verbesserungen anstreben. 


Mittwoch, 18. Juli 2012

BEWERTUNG DER DDR

Die Bewertung der DDR in der Bevölkerung wird sehr oft daran festgemacht, was man sich wo leisten konnte und welche Sicherheiten man hatte.
Das ist aber eine ökonomische, höchstens noch eine sozioökonomische Wertung.

So wichtig die Ökonomie ist, hier geht es auch um Ideologie.

In einem Land darf der Kommunismus dann und nur dann herrschen, wenn eine Kommunistische Partei von der Bevölkerung gewählt wird. Sonst also nicht. Und im Gebiet des ehemaligen Ostblocks war dem nicht so.

Dass die DDR auch sogenannte positive Seiten hat, will ich nicht abstreiten. Das lang stand unter starkem Konkurrenzdruck und war gleichzeitig straff regiert. Trotz der wirtschaftlichen Schwäche ist es also nicht so, dass nichts funktionierte. Der Sicherheitsapparat - nach innen und nach aussen - funktionierte sehr gut.
Ebenso war das Schulsystem sehr intensiv in puncto Naturwissenschaften und Sport und es war sehr berufsorientiert. Die Schüler lernten auch das Ergreifen von Initiative in Zeltlagern und es gab ein gutes bzw. dichtes Theaterwesen.
Gleichzeitig war die Frauenerwerbsquote hoch.

Trotzdem kann man es nicht hinnehmen, dass Menschen permanent gegen ihren Willen marxistisch indoktriniert wurden. Man kann auch nicht hinnehmen, dass Menschen, die nur das eigene Land verlassen wollten, erschossen werden konnten. Man hätte sie zumindest ins neutrale Ausland ausreisen lassen können.

Ausserdem besteht ein grosses Problem in dem staatlich verordneten Antifaschismus. Die DDR hat im Kalten Krieg ständig gegen die Bundesrepublik gehetzt, indem sie ihr einen laxen Umgang mit Altnazis vorwarf. Dieser Vorwurf ist nicht einmal falsch, nur stellt sich dann die Frage, ob in der DDR alle Bürger nach '45 geboren wurden (die DDR wurde '49 gegründet).

Die NSDAP feierte einen ihrer frühen Durchbrüche in Weimar. Aber das liegt nicht am Rhein.
Und Honecker verlieh dem Technikgenie Manfred von Ardenne Orden, obwohl dieser schon unter den Nazis Technikgenie war.




BEGRIFFE/IDEEN FÜR KÜNFTIGE POSTS

Geldwarenform

Kapitalakkumulation

Normative Kraft des Faktischen

Regulationstheorie

Überproduktionskrise

Wer schreibt eine Soziologie des Witzes (v. a. seiner Verbreitung)?


Sonntag, 8. Juli 2012

SATIRE: WAS DARF SIE?



Hypatia:
- wer sagt, dass Philosophie nur etwas für Machobacken sei?
- Hypatia war eine berühmte Philosophin und Mathematikerin
- sie hatte nur das Pech, von Christen zu Tode gequält worden zu sein
- ihr Bildnis ist nicht gesichert



Peter Sloterdijk:
- die Vokuhila-Matte der Deutschen Philosophie!
- Sohn eines Holländers, der sich nach dem II. Weltkrieg nur kurz mit einer Deutschen getroffen hat
- Sloterdijk knüpfte im Titel vieler seiner Werke an die Werke grosser Meister an ("Kritik der zynischen Vernunft", "Zorn und Zeit") und verantwortete die Sphären-Trilogie ("Blasen", "Globen", "Schäume")



Louis Althusser:
- seine dominante Mutter war Elsässerin (Althäuser)
- wuchs zunächst katholisch-royalistisch im frz. Algerien und dann im Lycée du Parc in Lyon auf
- genoss im II. Weltkrieg die deutsche Kriegsgefangenschaft, weil er von seiner Familie getrennt wurde
- wurde dann nach dem Krieg unter Einfluss seiner Frau Hélène Kommunist
- als er 1980 seine Frau Hélène erwürgte, wurde er zum einzigen marxistischen Philosophen, den die Arbeiterklasse verstand!



Mao Tse tung:
- Idol chinesischer Kommunisten und zeitweise der westlichen Jugend und Avantgarde (Bild: Andy Warhol)
- wurde nach Auseinandersetzungen mit seinem Vater, diversen Lehrern und angesichts der Gesamtlage Chinas erst Linksbürgerlicher und dann Kommunist
- Maos Charakter war gerechtigkeitsliebend, romantisch, aber auch brutal-revolutionär
- schlief nach Angaben seines Leibarztes mit knapp 2000 Frauen
- liebte als Bauernsohn mal dieses Gemüse, mal jenes
- sinisierte den Kommunismus und liebte Mercedes
- die Satirezeitschrift "Titanic" erfand das Parfum "Maoiste"

DIE MACHT UND DAS SYSTEM


Systemkritiker und Systemanalysten: Nietzsche Freud Althusser Foucault Agamben

-

Der Begriff System tritt in gesellschaftspolitischen Diskussionen häufig auf, ist aber auch sehr problematisch.
Man kann ein System als einen Regelkreis sehen, der sich selbst erhalten will. Man spricht dann von Autopoiesis. Dieser Begriff ist eigentlich der Biologie entlehnt, spielt aber in den Soziologien von Niklas Luhmann und Talkott Parsons eine grosse Rolle.
Im Linken Diskurs, besonders in Folge der Bewegungen der 60er-Jahre, erhielt der Begriff System zusammen mit dem Begriff Systemkritik eine weitere heikle Bedeutung. Menschen, die mit solchen Begriffen jonglierten, wurden schnell in die kommunistische Ecke geschoben. Doch darum geht es nicht.

Man kann unter System ganz einfach ein gesellschaftliches Geflecht verstehen, das eine bestimmte Struktur aufweist und dessen Komponenten funktional miteinander verbunden sind. Das muss aber nicht nach dem biologischen Regelkreismodell erfolgen.
Diese System und seine Struktur können anhand von verschiedenen Merkmalen analysiert werdne.
Eine der wichtigsten Kennzeichen eines solchen Systems ist die Verteilung von Macht. Diese wird heute sehr häufig durch Kapital ausgedrückt, kann aber auch andere Ausprägungen haben. Das heisst nicht, dass in anderen historischen Phasen Kapital nicht besonders wichtig war, nur heute spielt Kapital eben eine besonders grosse Rolle.

In einer Gesellschaft wirkt fast immer eine Art Macht. Der Begriff ist sehr abstrakt und allgemein. Ihre Wirkung aber konkret. Wir denken dabei nicht an irgendwelche obskuren Verschwörungstheorien. Es geht uns um die Realität. Man kann die Macht einerseits als eine Eigenschaft definieren, die in einem System unterschiedlich verteilt ist. Man kann die Macht aber auch als Einheit (Entität) sehen, die hinter bzw. über dem System steht und sein Funktionieren (Funktionsfähigkeit) erzwingt.

Die so definierte Macht ist auch das, was uns dazu zwingen will, im Sinne des Systems zu funktionieren. Damit haben wir schon mehrere Begriffe: Macht, System, Struktur, Funktion(ieren).


Angepasst-Sein im System

Was Angepasst-Sein bedeutet, dürfte klar sein: Arbeiten, Kinder Kriegen, ein Auto kaufen, ein Haus bauen und den Garten pflegen. Wenigstens bedeutet es dies im heutigen System. Dieses will wie die vielen früheren System funktionieren.
Die Menschen, auf die das zutrifft, werden Konservative oder Bürgerliche genannt. Beide Begriffe sind indes etwas heikel: Konservativ sind solche Menschen insofern, als sie das System nicht grundsätzlich in Frage stellen. Andererseits befindet sich das System ja in einem permanenten (fortlaufenden) Änderungsprozess und in diesem müssen die sog. Konservativen mitlaufen.
Bürgerlich ist auch ein heikler Begriff, da er eigentlich beine bestimmte gesellschaftliche Schicht oder Klasse bezeichnet und dazu noch eine, die angeblich, also nach Meinung vieler Sozialanalysten, heute herrscht.
Der angepasste Mensch in der heutigen Zeit muss Erwerbsarbeit begrüssen, weil sie die weitere Kapitalakkumulation vorantreibt. Der Betreffende guckt vielleicht nur darauf, ob ihm seine Arbeit auf seiner Mikroebene etwas bringt, also nützt. De facto unterstützt er aber das System auf der Makroebene.
Neben der Produktion durch Arbeit ist aber auch die Konsumption, also der Verbrauch der produzierten Güter notwendig. Auch dafür ist der system-konservative Mensch zuständig.
Es steht aber nirgendwo geschrieben, dass er er für die Systemerhaltung Anzug und Krawatte tragen muss. Das ist einfach nur ein äusseres Zeichen (Symbol) der Unterwerfung unter das System. Es ginge auch ohne.
Es handelt sich also um einen Verstärker.


Freiheit im System trotz Angepasst-Sein

Kann man sich nun von dieser Macht befreien, also seine persönliche Freiheit erlangen oder bewahren?

Ja, es wäre denkbar, ist aber unwahrscheinlich.

Bedingungen:
1. Man müsste in einem liberal verfassten politischen System leben, dass einem maximale politische Freiheitsrechte einräumt.
2. Man bräuchte dazu noch ökonomische Eigen-Macht. Im Prinzip müsste man schon von Geburt aus sehr reich sein. So wird die eigene Unabhängigkeit gewährt. Alternativ müsste man im Lotto gewinnen oder anders zu Geld kommen. Wenn man aber über reguläre Erwerbsarbeit zu Geld kommt, macht man sich bedingt abhängig vom System. Für die meisten ist das aber nicht vermeidbar.
3. Neben politischer und wirtschaftlicher Macht benötigt man Erkenntnis, wie das System funktioniert, um seinen Tücken zu entgehen.

Erörterungen über die Macht finden wir in der Literatur schon bei den Alten Griechen. In der Moderne ist aber Nietzsche wichtig. Ebenso Freud. Althusser hat die Durchsetzung der Macht durch Ideologische Staatsapparate (ISA) und Repressive Staatsapparate (RSA) erläutert. Eine Spezialisierung der Machtanalyse auf Biomacht finden wir bei Foucault. Die soziologische Systemtheorie bzw. den Erhaltungswillen einen Systems hat Luhmann beschrieben.
Interessanterweise findet man über die Themen System und Systemanpassung sehr viele Ausführungen im Manifest des mutmasslichen UNABombers, Ted Kaczynski. Kaczynski beschreibt auch, dass und warum die sogenannte (Neue) Linke nicht unangepasst ist, obwohl sie ständig versucht, so zu tun, als ob sie es wäre.


Unangepasst-Sein im System

Neben einer Anpassung an das System und dem Versuch, sich mit ihm zu arrangieren und halbwegs frei zu sein (unter den a. a. O. genannten Bedingungen) gibt es natürlich die Möglichkeit des Unangepasst-Seins.
Berichte über Aussteigertum gibt es schon aus der Antike und in vielen Kulturen.
Hierzu gehören Diogenes, diverse Yogis, aber auch der späte Miyamoto Musashi.
In der Moderne ist es uns v. a. bekannt aus den Oppositionsbewegungen der 60er-Jahre und ihren Folgebewegungen.
Davor warne ich aber! Ein Ausstieg aus der Gesellschaft bedeutet zwar zunächst eine Flucht vor ihren Zwängen, macht einen aber auch schwach. Schliesslich bleibt das System ja bestehen!
Viele berühmte Aussteiger sind nie ganz ausgestiegen oder sie sind es nur auf Zeit. Entweder haben sie noch Familienvermögen gehabt oder sie stahlen oder sie handelten mit illegalen Materialien wie Drogen oder sie wurden als Künstler (Schauspieler, Maler, Musiker) berühmt und kamen so zu Geld. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Manson Family. Die Gruppe stahl, dealte mit Drogen und nahm Musik in Studios auf. Gleichzeitig wurden einige Mitglieder (z. B. Sandra Good) finanziell von ihren Familien unterstützt.
Es gibt allerdings einige wenige Beispiele, wie jemand ganz oder nahezu ganz aus dem System aussteigt und so halbwegs passabel überlebt. Ted Kaczynski hat sich damit beschäftigt.


Halbangepasst-Sein im System ("Miami-Vice-Stil")

Eine weitere Möglichkeit ist das Halbangepasst-Sein. Dazu raten wir.
Das bedeutet, dass man das System nicht völlig ablehnt oder sich sogar ihm zu entziehen versucht, sondern dass man es als Rahmen (Framework) anerkennt, sich aber in einigen Punkten unangepasst verhält.
(Zusätzlich gelten zu diesem Thema die Punkte, die wir anderswo über "Freiheit im System" geschrieben haben.)

Verlangt das System (Wirtschaft, Familie usw.) z. B., dass man Wirtschaft studiert, so könnte man, statt nur Wirtschaft oder eben gar nicht Wirtschaft zu studieren auch Wirtschaft und eine Philologie studieren.

Verlangt das System, dass man gut in der Schule ist, so könnte man in den meisten Fächern gut in der Schule sein, in einigen aber demonstrativ nicht und gleichzeitig bedingt gegen konventionelle Bekleidungsvorschriften verstossen. Alternativ kann man auch nach der Schule oder interim einen sozialen Dienst machen oder ein Auslandsjahr verbringen.

Ein weiteres Vorgehen wäre, sich "im Dienst" angepasst zu verhalten und seine vorgebliche Pflicht zu erfüllen, sich aber sonst "ausser Dienst" unangepasst zu verhalten. Man kann dann z. B. kreativ sein und Texte schreiben, Bilder malen und Videos drehen. Das WWW macht es inzwischen möglich, die Produkte der eigenen Kreativität wirksam zu publizieren. (Ob man allerdings damit Geld verdienen kann, ist eine andere Sache.)

Dieses Vorgehen bezeichnen wir als Miami-Vice-Stil: Damit meinen wir den Stil dieser TV-Serie, der sich schon bekleidungstechnisch vom konservativen Stil (Marke "graue Maus" mit Anzug, Hemd und Krawatte), aber auch vom Aussteigerstil infolge der 60er-Jahre unterschied. Dieses Vorgehen in der Kleidung kann man auch auf die Sprache übertragen und auch hier einen Stil zwischen bürgerlich-angepasst und vulgär-unangepasst pflegen.
Es geht hier nicht darum, die Serie GENAU nachzumachen. Viele betrachteten sie als zu show- und posermässig. Es geht lediglich um den Mittelweg zwischen Anpassung und Nicht-Anpassung. 

Sicher kann man sich mit dieser Lebensphilosophie Feinde machen: Die Angepassten kritisieren das Nicht-Völlig-Angepasst-Sein und die Unangepassten kritisieren dieses Vorgehen als Halbheit. 
Aber ein wirkliches Unangepasstsein wäre nach unserer Meiung nur dann sinnvoll, wenn das System vor einer geeigneten Revolution und damit vor seiner Abschaffung stünde. 
Man muss da nicht an eine Kommunistische Revolution denken, sondern man könnte auch an die generelle Abschaffung der Erwerbsarbeit durch die Entwicklung von besseren Arbeitsrobotern denken.









Sonntag, 24. Juni 2012

DER ADLER GREIFT WIEDER AN!



DER MODERNE KAPITALISMUS I

MACHTVERHÄLTNISSE IM HEUTIGEN SYSTEM


Einleitung und Definition

Im gegenwärtigen Kapitalismus ist das Hauptziel des Systems die Vermehrung von Kapital. Die Zielsetzung des Systems entspricht somit seinem Namen. Der Begriff Marktwirtschaft kennzeichnet auch Eigenschaften des Systems, man darf aber nicht vergessen, dass der freie Markt nur so lange propagiert ist, wie es für die starken Akteure auf dem Markt günstig ist.
Der Begriff Kapitalismus ist trotzdem umstritten. Einmal ist er das, weil er manch einen an Marxismus erinnert, obwohl das nicht notwendigerweise der Fall sein muss und zweitens, weil das Ziel der Kapitalakkumulation nur eines von mehreren ist, wenn auch eines mit Priorität. Andere Ziele neben Kapitalakkumulation wie Aufbau von Infrastruktur oder Wohlfahrt sind Nebenziele.


Entstehung des Kapitalismus
Wie der Kapitalismus entstanden ist, ist in der Forschung extrem umstritten und hängt auch davon ab, wie man ihn definiert. Genaugenommen hat es schon in der Antike durch moderne Produktionsanlagen wie z. B. in hellenistischen Staaten eine Frühform des Kapitalismus gegeben.
Der moderne Kapitalismus hat eine Frühform im sog. Handelskapitalismus in der Zeit der Entdeckungen um 1500 erlebt. Seine moderne Form kam aber erst mit der Industriellen Revolution und damit mit einer Revolutionierung der Produktionsformen im 18. und 19. Jhd. auf. Aber auch da ist nicht zu vergessen, dass schon die Produktion in Manufakturen VOR der Erfindung der Fabrik mitsamt ihrem Maschinenpark einen Schritt in Richtung Kapitalismus darstellte.
Die Industrielle Revolution ist zunächst eine Produktionsrevolution und damit noch kein kapitalistisches System. Die Kapitalistische Revolution hängt insofern an der Industriellen dran, als dass es durch die durch sie ermöglichte Produktivitätssteigerung zu einer Überproduktion und damit zur Akkumulation (Ansammlung) von Kapital kam. Nahezu parallel dazu kam es zur Französischen Revolution, die dem Menschen einerseits erhebliche Freiheitsrechte als Staatsbürger (citoyen) bescherte, andererseits auch zu einem Erstarken des Besitzbürgers (bourgeois). Diese hat die Entstehung des modernen Kapitalismus zusätzlich befeuert (neudeutsch: "geboostet").


Aufbau der Machtstruktur

Aus Sicht der herrschenden Schicht(en) bzw. Klasse(n) ist es die Aufgabe der unteren Schichten, erstens zu produzieren, zweitens zu konsumieren und drittens, ein bestimmtes Wirtschaftsgebiet zu verteidigen. Ansonsten sollen sie sich ruhig verhalten. Diese Schichten werden so funktional reduziert und kommen dem Begriff der Masse nahe. Individualismus ist oft aufgesetzt.

Es ist den unteren Schichten beispielsweise verboten, exzessive Gewalt einzusetzen. Das heisst aber nicht, dass das System an sich gewaltfrei ist, sondern nur, dass die Entscheidung über den Einsatz von Gewalt bei den oberen Schichten liegt. Dasselbe gilt z. B. für sexuelle Ausschweifungen und Drogenkonsum (sei es zu rekreativen oder zu stimulierenden/antreibenden Zwecken).


Ansätze zur Systemanalyse

Interessante Ausführungen zu diesem Thema erfährt man nicht nur bei Philosophen, Soziologen und Psychologen wie Nietzsche, Fromm, Foucault, Althusser, Agamben und anderen - also dort, wo man es erwarten sollte - sondern auch bei Denkern, die sich gerade im Hochsicherheitsknast befinden, wie Ted Kaczynski. Seine Abhandlungen im "UNABombers Manifesto" (wenn es denn von ihm war), aber auch seine gerade neu erschienenen Abhandlungen aus dem Gefängnis gehen sehr gut auf die Gefahren der technisch-industriellen Gesellschaft ("System") ein, stellen aber auch die interessante Behauptung auf, dass die politische Linke ("Leftism"), die eigentlich vorgibt, gegen das System eingestellt zu sein, in Wahrheit eine der angepasstesten Gruppen überhaupt darstellt.


Bedeutung des Endes des Kalten Krieges

Wie dem auch sei, momentan sieht es so aus, als ob dem "System" niemand mehr wirklich etwas entgegenstellen will. Der Kommunismus ist bis auf ein paar Reste seit ca. 1990 verbraten. Aber auch davor hat er sich - im Gegensatz zu einigen westlichen linken Strömungen - sehr in Richtung Technokratie entwickelt. Auch der politische Islam scheint trotz einiger erfolgreicher Anschläge kaum noch eine brauchbare Gegenbewegung zu sein. Die These vom "Ende der Geschichte" wird immer mit Francis Fukuyama in Verbindung gebracht, obwohl auch andere in eine ähnliche Richtung dachten. Aber wir werden sehen, wie sich die Dinge weiterentwickeln werden.

Der Fall des Eisernen Vorhangs hat für Osteuropa bekannterweise nicht nur Gutes gebracht. Es geht aber hier nicht darum, eine trotzige Nostalgie zu vertreten. Der Fall der Mauer und der Abbau der Militärgrenzen war eine sehr wichtige Botschaft, schliesslich hätte es in dieser Region zu einem Krieg kommen können, der die ganze Welt in einen Abgrund gerissen hätte.
Problematisch ist aber, dass in Osteuropa durch die Schnellumstellung von Planwirtschaft auf (sog.) Marktwirtschaft (Schulbuchsprache: "Kaltstart in die Marktwirtschaft") ein erheblicher Teil der osteuropäischen Infrastruktur zusammengebrochen ist - vom ideologischen Vakuum in den Geistern einmal abgesehen. Sowohl der ökonomische als auch der geistige Zusammenbruch haben zu Leid, Not und der Suche nach neuem, meist autoritären geistigen Halt geführt und damit zu neuen Irrwegen.




Donnerstag, 24. Mai 2012

MATERIALISMUS UND IDEALISMUS

Die Einteilung der deutschen Philosophie im 19. Jahrhundert (dialektisch) zwischen Idealismus und Materialismus scheint mir immer noch gängig zu sein. Wurzeln hat sie bereits in der antiken griechischen Philosophie, aber auch in der französischen Philosophie der vorhergehenden Jahrhunderte.

So sehr man sich auch wünschen mag, dass das Subjekt als lenkendes Ich den Körper und die materielle Natur steuert, so sehr scheint es, dass es wenigstens oft umgekehrt ist.

Die Materie scheint eine lange unterschätzte Triebkraft zu sein. Doch wird sie uneinheitlich definiert:
Die Materie im philosophischen Sinne kann die (sozio-)ökonomische Basis sein, aber auch die biologische Basis. Für ersteres steht neben anderen Marx, für letzteres LaMettrie.

Der philosophische Materialismus wird gerne mit dem Vulgärmaterialismus verwechselt, also dem reinen Streben nach Geld, obwohl es mit diesem Überschneidungen gibt.
Hier warne ich davor, das Materielle völlig geringzuschätzen. Viele Menschen, die bspw. die Konsumgesellschaft kritisieren, verfügen selber über eine vorzügliche Kaufkraft (bestes Beispiel war John Lennon). Ich teile aber die Skepsis, sich allein mit materiellen Dingen, also im Prinzip toten Dingen zu beschäftigen. Das führt zu einer geistigen Deformation. Erich Fromm sprach sogar vom nekrophilen Charakter, nicht, weil er die Toten liebt, sondern weil er das Tote liebt.


Samstag, 19. Mai 2012

INTERNETAKADEMIE

Die Internetakademie AH ist in 3 Fakultäten aufgeteilt:
Die philosophische Fakultät (Geschichte, Sozialwissenschaften, Philosophie, Sprachen).
Die ökonomisch-juristische Fakultät (Wirtschafts- und Rechtswissenschaften).
Die naturwissenschaftliche Fakultät (Naturwissenschaften mit Schwerpunkt Elektronik und Biologie).

Diesen Fakultäten sind einige Institute zugeordet. Das bekannteste ist das IMIS der philosophischen Fakultät.
Das IMIS verfügt über berühmte Publikationsmedien wie Cmx und Brenner Online.

Die administrative Struktur der AH wurde 2003 festgelegt, aber bis 2012 etwas überarbeitet.



Mittwoch, 16. Mai 2012

ROBOTIK


Als STARWARS noch eine Neuheit war, waren die Menschen hin und weg von der Vorstellung, in solch einer Science-Fiction-Welt zu leben. Damals war sie aber noch eine Utopie. Es war der Übergang von den 70er- zu den 80er-Jahren.
Die Menschen träumten davon, in einer Welt mit Computern und Robotern zu leben.
Wenn man einige kreative Manierismen von George Lucas einmal abzieht, muss man sagen, dass sich in der Folgezeit Teile dieser Utopie gerade in oder kurz vor der Verwirklichungsphase befinden. Es ist also keine reine "Zukunftsmusik" mehr. Erste Heimcomputer haben sich schon in den 80er-Jahren angekündigt, bezahlbare PCs gibt es seit den 90ern und noch im selben Jahrzehnt setzte sich das WWW des Internets fast weltweit durch. Nomen est omen.
Mit den Jahren nach 2000 steht gleich der nächste Durchbruch an, für den man sich an die Kinderphantasien aus der Anfangszeit von Starwars zurückerinnern sollte: Zu den Computern fehlen noch die Roboter!

Die Roboterentwicklung verläuft inzwischen immer schneller. Wie die Computer sind sie spätestens seit dem Zweiten Weltkrieg angedacht, doch die Durchsetzung im Alltag dauerte bei beiden etwas und bei den Robotern vermutlich noch etwas länger. Roboter waren den Menschen im richtigen Leben ("real life") lange Zeit nur als Industrieroboter bekannt. Nur in Science-Fiction kannte man Roboter im Alltag.

Ab 2000 aber, verstärkt seit 2010 ändert sich das sichtbar. Federführend scheint hierbei wieder einmal das Militär zu sein. Leider. So war es auch schon bei den Flugmaschinen, Panzern, U-Booten und sonstigen Kriegsspielzeugen. Trotzdem sind auch viele zivile Anwendungen denkbar. Die Anfänge sind gemacht. Jetzt geht es an die Verbesserung der ersten Androiden, um aus der Spielzeugliga herauszukommen!

Man denke da an Gesprächsroboter, Arbeitsroboter, Haushaltsroboter, Pflegeroboter oder Sexroboter (mechanisierte "Sex Dolls"). Menschen könnten ihre Einsamkeit bekämpfen, sich bei diversen Arbeiten helfen lassen und Prostitution wäre eventuell verzichtbar (Ausbeutung, Geschlechtskrankheiten).

Damit könnten einige Vorstellungen von Marx und Engels modifiziert verwirklicht werden: Nämlich so, dass das Proletariat dann sächlich wäre und bedenkenlos ausgebeutet werden könnte - es sei denn, auch Roboter entwickelten ein individuelles Ich!
Die Kehrseite der Medaille wäre schon in den Terminator-Filmen vorgezeichnet: Roboter werden immer besser, schwerer kontrollierbar und destruktiver.



Spielzeugroboter


Sexroboter

Montag, 14. Mai 2012

ELEKTRONISCHE PRODUKTE IM PRIVATHAUSHALT IN RELATION ZUR KAUFKRAFT

Elektronische Produkte haben - in Relation zu den Bedürfnissen ihres Käufers und zu seiner Kaufkraft - unserer Ansicht nach einen zeitlichen Durchbruchspunkt, ab dem es sinnvoll ist, sie zu erwerben und einzusetzen (Erwerb- und Verwendbarkeit). Man kann natürlich separat erörtern, ob es überhaupt sinnvoll ist, ein Produkt zu erwerben oder nicht.

Es ist (meistens) das Ziel eines Produzenten, sein Produkt stetig zu verbessern, aber auf Konsumentenseite merkt man die Verbesserung des Gebrauchswertes unterschiedlich stark.
Zu bedenken ist, dass in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg viele Haushalte so gut wie elektronikfrei waren. Entweder man konnte sich das Produkt nicht leisten oder es war einfach noch nicht erfunden. Dann entwickelten sich sowohl das technische Angebot als auch die Kaufkraft. Inzwischen ist der Markt so stark versorgt, dass sich auch ein sinnvoller Gebrauchtmarkt entwickelt hat, der zu berücksichtigen ist. 

Mindestanforderungen an elektronischen Konsumgütern für einen modernen Haushalt sind:
Fernseher, Videogerät (z. B. DVD), Spielekonsole, Arbeitsplatzcomputer, tragbarer Computer, Mobiltelefon, Kamera (Fotos und Videos).
Dazu kann noch "Technikspielzeug" kommen wie ferngesteuerte Autos und Flugzeuge, Funkgeräte oder Überwachungsmaterial.

TV-Geräte an sich wurden in den 90ern erschwinglich. Flachbildschirme im TV-Bereich sind zwar auch schon länger vorhanden, erreichten aber erst ab 2010 ein akzeptables Preis-Leistungsverhältnis.

Spielekonsolen sollten in der heutigen Zeit 3D-fähig sein. Das waren sie ab ungefähr 1995. Macht man eine solide 3D-Fähigkeit mit kaum erkennbarer Polygonstruktur zur Grundlage, dann waren sie es ab ungefähr 2000.

Videogeräte sind bereits seit den 90ern als VHS-Gerät sinnvoll erhältlich. Die DVD liess dann am Computer aber nach der CD länger auf sich warten und setzte sich auch im Haushaltsbereich nur schrittweise durch. Seit 2000 sind Videogeräte mit Disk (DVD) für 500 € erhältlich, seit 2010 für weniger als 50 €.

Personalcomputer sind z. B. ungefähr ab 2000 sinnvoll für den privaten Endanwender einsetzbar. Damals erschien der Pentium 4. Aber auch der P III war schon weitgehend einsetzbar.
Als Kriterium dafür wählen wir die Fähigkeit, folgende Anwendungen weitgehend problemlos ausführen zu können: Textverarbeitung und Office, Surfen im WWW, Abspielen von Videos und Ausführen von mittelschweren Programmen.

Notebooks sind unserer Ansicht nach erst einige Jahre später, vielleicht ab 2005, mit einem guten Preis-Leistungsverhältnis einsetzbar gewesen.

Mobiltelefone sind eigentlich auch kein Thema mehr. Sicher kann man noch unbezahlbare Luxusgeräte kaufen, aber wenn Einstiegsgeräte auch nach 2000 noch > 100 € (ohne Vertrag) kosten konnten, so sind sie   nach 2010 für < 30 € zu bekommen. Selbst die inzwischen modischen Smartphones kosten als Einstiegsgerät 2010 nur noch 50 - 100 €.

Bei Digitalkameras gilt das gleiche: Im Endanwenderbereich sind sie seit der Jahrtausendwende sinnvoll verfügbar. Ab dann wurden sie auch zunehmend in andere Geräte eingebaut. Gut ist die Fähigkeit, auch Videos (oft mit schwacher Auflösung) zu machen.

Normale Haushaltsgeräte wie Fernseher (an sich, nicht flach), Radio, Staubsauger, Waschmaschine usw. sind dagegen kein Problem mehr. Sie setzten sich alle in den Nachkriegsjahrzehnten durch.
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Bei einigen Produkten ist der Durchbruch erst noch zu erwarten oder steht gerade an:

Bei Laserdruckern deutete sich der Durchbruch im Preis-Leistungsverhältnis unserer Ansicht nach erst ab 2010 an.

Bei Instrumenten zur Luftbeobachtung wie Quadrokoptern steht der Durchbruch auch noch bevor. Die jetzigen Geräte sind zwar schon gut, aber noch sehr teuer.

In der Robotertechnik für die Privatanwendung wird es noch lange dauern, bis geeignete Geräte zur Verfügung stehen. Die bislang zur Verfügung stehenden Geräte sind entweder Spielzeug oder noch zu teuer.

Fazit: Daraus lässt sich ableiten, dass alle Geräte oberhalb von '---' sinnvoll zu kaufen sind.

Mittwoch, 9. Mai 2012

EINKAUFSPOLITIK: GÜNSTIGE ELEKTRONIK FÜR DEN PRIVATHAUSHALT

Wir beschäftigen uns seit Monaten damit, welche (evtl. gebrauchte) Unterhaltungselektronik wir in unseren Privathaushalt aufnehmen sollen. Es fing so ziemlich damit an, dass wir 2010 endlich Laptop und Digicam (beide neu) gekauft haben. Danach haben wir - beeinflusst von Freunden - angefangen, unsere Videospielkonsolen aufzurüsten. Aufgrund der Verbreitung von PCs und dann NBs haben wir seit den 90er-Jahren diese Sparte völlig ruhen lassen. Andererseits ist es durchaus sinnvoll, eine Trennung von unterhaltsamen und einfachen Spielekonsolen und seriösen Computern durchzuziehen. Die MMORPGs (momentan nur GuildWars) und einige Netzwerk Egoshooter bringen es aber immer noch am Computer.

Dabei haben wir den Schwerpunkt auf Konsolen der 5. und 6. Generation gelegt. Die Sammlung ist da schon fast vollständig. Diese haben zum einen den Vorteil, dass die inzwischen sehr günstig sind, zum anderen beherrschen sie aber schon gut die 3D-Technik. Bei der 6. Generation sieht man schon kaum mehr die Polygonstruktur.
Aus historischem Wert mag es aber sinnvoll sein, auch Konsolen aus der Zeit davor zu sammeln.

Daneben haben wir ja einigen anderen Schnickschnack:
Für optische Zwecke (wir rechnen die Optik mal zum Thema) haben wir neben der Fotokamera ein Spektiv und ein einfaches Nachtsichtgerät. Gleichzeitig haben wir für die Nahbetrachtung ein Mikroskop. Nur die Fotographiefähigkeit der mechanisch-optischen Geräte müsste noch verbessert werden.
Im Audiobereich hatten wir schon länger eine ausreichende Ausstattung mit Radiorecorder, Kompaktanlage und Mikrophonen.
Auch der Funkbereich, der bei uns fast ebenso früh Beachtung fand, ist erneut im Focus. Wir haben jetzt neben klassischen CB-Funkgeräten auch Amteurfunkgeräte und gute Funkscanner. Dazu kommen noch freie Jedermannfunkgeräte im 2m- und 70cm-Bereich.

Doch wo liegen noch die Einkaufsziele, wenn man schon viel hat?

Zuerst denkt man da an den Computerbereich, obwohl dort schon so viel bei uns vorhanden ist. Möglicherweise sollten wir vieles von dem Vorhandenen reaktivieren. Eine zusätzliche Option wäre, die Kette vom PC bis hinunter zum Handy oder Smart Phone zu schliessen. Eine grosses Notebook und ein kleines Netbook haben wir schon. Es würden demnach noch ein Tablet PC und evtl. ein Smartphone fehlen.
Ein Tablet von Archos aus der G9-Reihe und ein Smartphone von Samsung würden reichen. Man kann auch noch ein bisschen warten, bis die Produkte dort billiger werden. Eine direkte Not besteht nicht.

Möglicherweise muss im Modellbau noch nachgelegt werden. Neben einfachen ferngesteuerten Autos (R/C) hatten wir nie viel am Start. Erste Tests mit kleinen Gyrohubschraubern haben wir jetzt absolviert. Es fehlen aber noch einfache Flugzeuge und Boote. Eventuell sollte man sich auch an professionelle Helis heranwagen.

Im Anschluss an den Modellbaubereich folgt fast notwendig das Thema Roboter. Dieser Bereich boomt klar. Richtig leistungsfähige Geräte kosten aber einige hundert Euro pro Stück, manche sogar über 1000.
Der Übergang vom fernsteuerbaren Auto zum Laufroboter wird bald ebenso fliessend sein wie der vom Modellflugzeug zum Flugroboter.


Samstag, 5. Mai 2012

DIE ONTOLOGIE DES INTERNETS
(= Netz der Netze)

Der Begriff "Ontologie" ist vielleicht alleine schon eine kontroverse Diskussion wert, meint sie doch die Lehre des Seins. Beim sich schnell ändernden Internet könnte man vielleicht auch von Werden, also von einem Prozess statt einem Seins-Zustand sprechen.
Allerdings liegen im Sein des Internets einige Probleme begründet, die auch sein (problematisches) Werden begründen.

Die zunehmende Vernetzung birgt zwar viele Chancen, zumal heute viele Menschen sehr mobil sind und so aus ihrer alten Dorfgemeinschaft herausgelöst werden.
Aber man verheddert sich zunehmend in den Netzen. Der Nutzer kann immer weniger selbst bestimmen, zu welchen Netzwerken er gehören will. Die Antwort darauf wäre, sich auf wenige, überschaubare und selbst ausgesuchte Netze zu stützen.
Rudolf Steiner, hier gerne zitiert von Otto Schily, vergleich schon früh die Massenkommunikation mit einem textilen Netzgewebe, das immer enger gesponnen werde.

Die Kommunikation des Internets mit seinen Subnetzen nimmt immer mehr zu. Das schliesst aber nicht aus, dass einzelne Subnetze, wie z. B. Gopher, mit der Zeit deutlich an Bedeutung verlieren. Ob die Qualität der Kommunikation über das Netz der Netze zunimmt, sei dahingestellt.
Analysten des Netzes sagen, dass ein hoher Anteil des Verkehrs erotischer Natur ist. Gleichzeitig soll das überfüllte Netz immer langsamer werden.
Auf jeden Fall scheint sich die schon in den 90er-Jahren aufgekommene These zu bestätigen, dass sog. Freaks durch kommerzielle Akteure immer mehr zur Seite gedrängt würden. Aber es gibt sie noch.
Gleichzeitig mischen sich immer mehr staatliche Akteure in das angeblich anarchische Netz ein. Ein berühmtes Beispiel dafür ist die Überwachung durch diverse amerikanische Geheimdienste wie die NSA oder die Diskussion über das Überwachungssystem PRISM, das zu Beginn der Abfassung dieses Artikels 2012 noch gar nicht bekannt war.
Die Situation im Netz der Netze wird in vieler Hinsicht angespannter.

Auf jeden Fall scheint sich das Netz wie so vieles in unserer Zeit den Verwertungsgrundsätzen des Kapitals und dem Machtanspruch des Staates zu unterwerfen. Das wirkt den Visionen entgegen, die das Internet als freie Spielwiese für neue Lebensformen sahen und ausriefen. Ein Beispiel dafür ist die Projektion, dass der Cyborg - nicht nur, aber auch im Internet - die moderne Ausprägung des klassischen Typus' des Waldläufers ist.

Doch statt oder neben diesen manchmal kreativen, manchmal spinnigen, manchmal auch soziopathischen Akteursausprägungen haben wir jetzt wieder die klassischen Machtfaktoren Staat und Kapital.

Freitag, 4. Mai 2012

FRÜHJAHR

Guten Tag! Salvete! Avete! Chairite! Hallo Welt!

Wir haben uns schon für längere Zeit auf diversen Homepages über den Gang der Welt und des Internets ausgelassen. Wir dachten schon an eine Ontologie des Internets. Jetzt gehen wir auch über Googles Blogspot online. Früher waren es Uniseiten und Seiten von Anbietern wie Lycos.

Aufgewachsen sind wir noch in der Zeit der Kommunikation via Funk. Das war die Zeit kurz vor dem Durchbruch des WWW.
Diese Zeit hatte auch ihre Reize, aber sie man kam - wenn man keine Amateurfunklizenz hatte - nicht so weit hinaus und man konnte sich nicht so gezielt bestimmte Themenbereiche suchen. Genaugenommen ging es oft um Schrauberthemen. Dem Funk bleiben wir aber weiterhin treu.

Inzwischen drückt das Internet auch schon in die politisches Sphäre. Aber da geht es weniger um mehr oder weniger qualifizierte Meinungen zu politischen Vorgängen oder um Plagiate bei akademischen Turnübungen.
Mit der Piratenpartei haben Internetfreaks inzwischen schon ihre eigene politische Kraft. Und trotz der anfänglichen Mischung aus Ignoranz und Lästereien haben sie sich vorläufig etabliert. Nun liegt es an ihnen, etwas daraus zu machen.
Wir unterstützen prinzipiell ein solches Vorgehen. Aber man muss mit Blick auf die Zeit vor der Wendezeit um 1990 (in jeder Hinsicht war das eine) sagen, dass die heutige digitalisierte Welt sicher deutlich mehr Möglichkeiten bietet, aber auch einen übertriebenen Wust an unstrukturierter Information und nervösem Herumgeklicke.
Ohne jetzt als Klugscheisser dazustehen, können wir mit Stolz darauf hinweisen, dass wir von Anfang an die Piratenpartei ernst genommen haben. Allerdings darf das geistige Eigentum nicht völlig als veraltet ad acta gelegt werden. Generell tut eine "orangene" Gesinnung (sozial links, geistig liberal) dem Land gut!

Die vierteljährlichen Editorials wie dieser hier sollen eigentlich etwas über die generelle ideologische Ausrichtung der Seite bzw. des Blogs aussagen. Dazu können Themen gehören wie richtige und falsche Ideologien, soziale Gerechtigkeit, Kirchenkritik o. ä. Seit einiger Zeit ist aber auch unser altes Interesse an technischen Entwicklungen wieder voll erwacht und so werden die Editorials leicht zu Abhandlungen über die technische Wunschausstattung eines Privathaushalts.  An dieser Stelle wollen wir das nicht vertiefen, aber das Team hinter dieser Publikation verfügt über ein beachtliches Personal an technischen Geräten aus den Bereichen Computer, Internet, Funk, Optik, Video und Audio.

Unser fachliches Interesse gilt dagegen der Geschichte, aber auch allen Humanwissenschaften incl. Geistes-, Sozial- und Biowissenschaften. Für den Arbeitsmarkt ist es aber sinnvoll, eine "Fachhärtung" mit Ökonomie und Jura vorzunehmen.

Viel Spass!