Sonntag, 24. Juni 2012

DER ADLER GREIFT WIEDER AN!



DER MODERNE KAPITALISMUS I

MACHTVERHÄLTNISSE IM HEUTIGEN SYSTEM


Einleitung und Definition

Im gegenwärtigen Kapitalismus ist das Hauptziel des Systems die Vermehrung von Kapital. Die Zielsetzung des Systems entspricht somit seinem Namen. Der Begriff Marktwirtschaft kennzeichnet auch Eigenschaften des Systems, man darf aber nicht vergessen, dass der freie Markt nur so lange propagiert ist, wie es für die starken Akteure auf dem Markt günstig ist.
Der Begriff Kapitalismus ist trotzdem umstritten. Einmal ist er das, weil er manch einen an Marxismus erinnert, obwohl das nicht notwendigerweise der Fall sein muss und zweitens, weil das Ziel der Kapitalakkumulation nur eines von mehreren ist, wenn auch eines mit Priorität. Andere Ziele neben Kapitalakkumulation wie Aufbau von Infrastruktur oder Wohlfahrt sind Nebenziele.


Entstehung des Kapitalismus
Wie der Kapitalismus entstanden ist, ist in der Forschung extrem umstritten und hängt auch davon ab, wie man ihn definiert. Genaugenommen hat es schon in der Antike durch moderne Produktionsanlagen wie z. B. in hellenistischen Staaten eine Frühform des Kapitalismus gegeben.
Der moderne Kapitalismus hat eine Frühform im sog. Handelskapitalismus in der Zeit der Entdeckungen um 1500 erlebt. Seine moderne Form kam aber erst mit der Industriellen Revolution und damit mit einer Revolutionierung der Produktionsformen im 18. und 19. Jhd. auf. Aber auch da ist nicht zu vergessen, dass schon die Produktion in Manufakturen VOR der Erfindung der Fabrik mitsamt ihrem Maschinenpark einen Schritt in Richtung Kapitalismus darstellte.
Die Industrielle Revolution ist zunächst eine Produktionsrevolution und damit noch kein kapitalistisches System. Die Kapitalistische Revolution hängt insofern an der Industriellen dran, als dass es durch die durch sie ermöglichte Produktivitätssteigerung zu einer Überproduktion und damit zur Akkumulation (Ansammlung) von Kapital kam. Nahezu parallel dazu kam es zur Französischen Revolution, die dem Menschen einerseits erhebliche Freiheitsrechte als Staatsbürger (citoyen) bescherte, andererseits auch zu einem Erstarken des Besitzbürgers (bourgeois). Diese hat die Entstehung des modernen Kapitalismus zusätzlich befeuert (neudeutsch: "geboostet").


Aufbau der Machtstruktur

Aus Sicht der herrschenden Schicht(en) bzw. Klasse(n) ist es die Aufgabe der unteren Schichten, erstens zu produzieren, zweitens zu konsumieren und drittens, ein bestimmtes Wirtschaftsgebiet zu verteidigen. Ansonsten sollen sie sich ruhig verhalten. Diese Schichten werden so funktional reduziert und kommen dem Begriff der Masse nahe. Individualismus ist oft aufgesetzt.

Es ist den unteren Schichten beispielsweise verboten, exzessive Gewalt einzusetzen. Das heisst aber nicht, dass das System an sich gewaltfrei ist, sondern nur, dass die Entscheidung über den Einsatz von Gewalt bei den oberen Schichten liegt. Dasselbe gilt z. B. für sexuelle Ausschweifungen und Drogenkonsum (sei es zu rekreativen oder zu stimulierenden/antreibenden Zwecken).


Ansätze zur Systemanalyse

Interessante Ausführungen zu diesem Thema erfährt man nicht nur bei Philosophen, Soziologen und Psychologen wie Nietzsche, Fromm, Foucault, Althusser, Agamben und anderen - also dort, wo man es erwarten sollte - sondern auch bei Denkern, die sich gerade im Hochsicherheitsknast befinden, wie Ted Kaczynski. Seine Abhandlungen im "UNABombers Manifesto" (wenn es denn von ihm war), aber auch seine gerade neu erschienenen Abhandlungen aus dem Gefängnis gehen sehr gut auf die Gefahren der technisch-industriellen Gesellschaft ("System") ein, stellen aber auch die interessante Behauptung auf, dass die politische Linke ("Leftism"), die eigentlich vorgibt, gegen das System eingestellt zu sein, in Wahrheit eine der angepasstesten Gruppen überhaupt darstellt.


Bedeutung des Endes des Kalten Krieges

Wie dem auch sei, momentan sieht es so aus, als ob dem "System" niemand mehr wirklich etwas entgegenstellen will. Der Kommunismus ist bis auf ein paar Reste seit ca. 1990 verbraten. Aber auch davor hat er sich - im Gegensatz zu einigen westlichen linken Strömungen - sehr in Richtung Technokratie entwickelt. Auch der politische Islam scheint trotz einiger erfolgreicher Anschläge kaum noch eine brauchbare Gegenbewegung zu sein. Die These vom "Ende der Geschichte" wird immer mit Francis Fukuyama in Verbindung gebracht, obwohl auch andere in eine ähnliche Richtung dachten. Aber wir werden sehen, wie sich die Dinge weiterentwickeln werden.

Der Fall des Eisernen Vorhangs hat für Osteuropa bekannterweise nicht nur Gutes gebracht. Es geht aber hier nicht darum, eine trotzige Nostalgie zu vertreten. Der Fall der Mauer und der Abbau der Militärgrenzen war eine sehr wichtige Botschaft, schliesslich hätte es in dieser Region zu einem Krieg kommen können, der die ganze Welt in einen Abgrund gerissen hätte.
Problematisch ist aber, dass in Osteuropa durch die Schnellumstellung von Planwirtschaft auf (sog.) Marktwirtschaft (Schulbuchsprache: "Kaltstart in die Marktwirtschaft") ein erheblicher Teil der osteuropäischen Infrastruktur zusammengebrochen ist - vom ideologischen Vakuum in den Geistern einmal abgesehen. Sowohl der ökonomische als auch der geistige Zusammenbruch haben zu Leid, Not und der Suche nach neuem, meist autoritären geistigen Halt geführt und damit zu neuen Irrwegen.