Dienstag, 27. August 2013

GEIST (BEWUSSTSEIN)

Das philosophische Gegenstück zu Materie wäre der Geist.

Man kann ihn auch als Bewusstsein, Ideenwelt oder so ähnlich bezeichnen.

Traditionell geht man davon aus, dass vom Geist die Kraft (Impuls) ausgeht, die die Materie beherrscht.
Das liegt nahe, dass man das eigene Ich ja auch als denkendes und handelndes Subjekt wahrnimmt.
Kurz zusammengefasst wird das unter die Formel: "Das Sein bestimmt das Bewusstsein".

Einige philosophische Ansätze und weite Bereiche der modernen Naturwissenschaften gehen aber von einem anderen Lagebild aus: Sie sehen den menschlichen Geist (Bewusstsein) als abhängige Funktion der Materie. Wenn bspw. die biologischen Grundlagen nicht funktionieren, lässt auch die Geistestätigkeit nach und kann sogar absterben.

Das heisst aber nicht, dass der Begriff Geist per se überflüssig ist. Wenigstens sieht die hier vertretene Meinung das anders. Der Geist und seine Erforschung sind sehr wichtig, allerdings existiert der Geist nicht unabhängig.

Wichtige Annäherungen an den Begriff Geist bzw. Bewusstsein finden sich im Deutschen Idealismus, aber auch bei auf ihn folgenden Junghegelianern, die sich schon dem Materialismus verschrieben haben.
Weitere Denkschulen, die sich der Thematik annehmen, sind Existentialismus und Phänomenologie.
Als sich die moderne Psychologie von der Philosophie emanzipierte, beschäftigte sie sich auch sehr häufig mit entsprechenden Themen, obwohl einige Psychologen Begriffe wie Geist, Bewusstsein und sogar Seele (Psyche) ablehnen.

Ein wichtiger moderner Bewusstseinsforscher ist Julian Jaynes. Er beschäftigte sich nämlich mit dem Ursprung des Bewusstseins. Seine Theorie geht davon aus, dass der Mensch früher eine bikamerale Psyche hatte, die dann irgendwann zusammengebrochen ist. Unter bikameraler Psyche versteht man grob gesagt eine Psyche, die aus zwei Teilbereichen besteht, einem (subjektiv) göttlichen und einem normal-irdischen. Von diesem göttlichen Bestandteil des Bewusstseins wurden dann in der Antike Befehle ausgesandt, die dann das menschliche Verhalten beeinflussten. Bei besonders religiösen Menschen kann man das heute noch finden.
Der Zusammenbruch des bikameralen Bewusstseins hat dann dazu geführt, dass der Mensch sich selbst erkannte, wie er wirklich ist und das moderne Bewusstsein entstand.


BEWERTUNG DES INDIVIDUALISMUS

Moderne Gesellschaften werden oft als individualistisch bezeichnet. Das wird mal als fortschrittlich und mal als zersetzend bezeichnet.

Der Individualismus ist richtig verstanden eine sehr wichtige Errungenschaft. Sie musste lange und mühsam erkämpft werden.

Es ist davon auszugehen, dass der Mensch als Individuum Zwängen durch seine multiplen Gruppenzugehörigkeiten unterworfen ist, die seine naturmögliche Entwicklung und Entfaltung hemmen.
Man sollte Individualismus aber nicht so auslegen, dass man jedes Eingebundensein in Gruppen und jede Gruppenverantwortung leugnet. Das wäre ein atomistischer Individualismus, wenn man so will ein Hyperindividualismus.
Die Gesellschaft funktioniert zwar grob betrachtet wie ein Räderwerk, in dem die Zahnräder ineinander greifen müssen, was für Kollektivismus (Systematismus) statt Individualismus sprechen würde. Nur leider führt diese soziale Rollenverteilung mit ihren Rollenerwartungen dazu, dass die Entwicklungsmöglichkeiten des Individuums deutlich unterdrückt werden.


Bedingungen des Individualismus'

Will man diese Erkenntnisse praktisch umsetzen, dann muss man feststellen, dass man erstens in einem freiheitlich verfassten Land leben und zweitens über ausreichend Geld verfügen muss, um diese Freiheitsrechte auch durchzusetzen. Das heisst noch konkreter, dass ich überall wo ich lebe, also in allen sozialen Gruppen, auf meine individuelle Freiheit so gut es geht achten muss. Ich darf weder in der Familie abhängig sein, noch im Beruf, noch sonstwo. Zumindest nicht über Gebühr, denn geringe Abhängigkeiten sind unvermeidbar. Man nähert sich dem Ziel der Unabhängigkeit sozusagen asymptotisch. Gerade im Beruf ist eine gewisse Hierarchie nicht vermeidbar. Auch bei seinen Freizeitaktivitäten muss man Abhängigkeiten zu verhindern suchen.

Das heisst aber nicht, dass man nun freischwebend "irrlichtern" sollte. Man sollte sich stattdessen weise Mitmenschen als "Coach" nehmen, nicht aber als über einem stehender "Lehrer"! Interessanterweise findet man auch in der Populärkultur diesen Gedanken mit Coach und Lehrer, der gleichrangig ist und nicht höherrangig (vgl. Nora Tschirner).

Es ist immer wieder interessant und gleichzeitig traurig, wie man ganz konkret im Alltagsleben erleben muss, wie sich Menschen gegenseitig blockieren und in ihrer Entfaltung hemmen. Man kann feststellen, dass viele Probleme durch den banalen Vorgang lösbar wären, dass man jedem Menschen einen eigenen abschliessbaren Raum zur Verfügung stellen würde, in den aber Kommunikationsleitungen nach aussen gelegt sind.


Grenzen des Individualismus'

Der Individualismus hat natürlich auch Grenzen. Und die liegen kurz gesagt in der Produktion und in der Reproduktion. Daneben ist es wichtig, dass man die Selbstverwirklichung nicht soweit betreibt, dass man sich und anderen schadet. Man kann das Ganze ungefähr betrachten wie das Spiel mit Pflicht und Kür.

Mit Produktion ist die Herstellung von Gütern gemeint, besonders aber von lebenswichtigen Gütern. Zur Produktion kann man auch die Produktion von Dienstleistungen (kurz: die Dienstleistungen) rechnen.
Man kann und sollte sich selbstverwirklichen, aber nicht einfach auf Kosten der Produktion. Würde man dies tun, würde man die Konsequenzen bald zu spüren bekommen. Hier liegt ja auch ein Hauptkritikpunkt an der Hippiebewegung, die Gutes und Schlechtes gebracht hat.

Die Reproduktion ist aus naheliegenden Gründen genauso wichtig. Der Mensch muss sich biologisch selbst erhalten. Zumindest gilt das so lange, wie er nicht mit Hilfe der Biotechnik andere Mittel und Wege der Selbsterhaltung gefunden hat.
Auch hier ist die Hippiebewegung ein gutes Beispiel. Die Bewegung hat einerseits freie Liebe gepredigt, andererseits aber durch extreme Selbstverwirklichung und Kampf gegen familiäre Zwänge die Reproduktion gefährdet. Ein Bekenntnis zur Paarbeziehung zur Aufzucht der Kinder bedeutet nicht, dass man sich reaktionären Familienzwängen unterwerfen muss. Man muss sich z. B. nicht von seinen Eltern sagen, ob man die Haare kurz oder lang zu tragen hat. Man sollte aber in der Lage sein, Kinder grosszuziehen.

Die Vermeidung von Schaden wurde als weitere Grenze des Individualismus' genannt. Das ist auch wichtig.
Auch hier kann man die Hippiebewegung als Beispiel heranziehen. Rockstars, die damals wilde Musik machten und sich Drogen "reinpfiffen", haben sicher ein interessantes Leben gehabt. Man denke an Jefferson Airplane. Sie haben damit die engen Regeln der Familie abgeschüttelt. Doch viele haben auch ein kurzes Leben gehabt. Anfangs als rebellisch geltende Exzesse wie musikalische Exstase, Drogenkonsum und ein insgesamt unregelmässiger Lebensrhythmus haben ihre Körper und Geister zerstört. Man denke an Jim Morrison und Janis Joplin.

Doch Vorsicht: Menschen, die sagen, "Der Individualismus hat Grenzen!" sind oft Reaktionäre.
Sie wollen einem ihr Konzept vom Leben aufzwingen, z. B. ihre Art und Weise, sein Blumenbeet zu pflegen.
Das kann man getrost vergessen. Die Grenzen des Individualismus lieben in der Produktion und Reproduktion und in der Vermeidung von Schaden.











Samstag, 24. August 2013

ATHEISMUS UND RELIGIONSKRITIK

Die Konsequenz aus unseren Abhandlungen über Materialismus und Idealismus ist eine atheistische Weltbetrachtung.

Religion ist eine jahrtausendelange Lüge. Sie ist ein falsches Bewusstsein, dass Menschen lange Zeit beeinflusst hat. Auch die Entscheidungseliten waren von diesem falschen Bewusstsein betroffen.

Viele Menschen tun tief ergriffen, wenn sie von religiösen Themen reden. Aber es ist rein analytisch betrachtet nichts dahinter.
Die meisten Menschen sind deshalb Christ, weil das Gebiet, in dem sie leben, irgendwann einmal erobert und/oder missioniert wurde. Wäre es heidnisch geblieben, wären sie heute Heiden.
Beim Islam oder anderen Religionen verhält es sich ähnlich.
Die Argumentation, irgendein erleuchteter Heilsbringer habe von sich aus die Wahrheit gesagt, ist unsinnig. Ebenso könnte man in einer Matheklausur einfach irgendeine Lösungsmenge angeben und sagen, Gott habe einen auf direktem Leben erleuchtet. Nur was bei einer Klausur zu Gelächter oder Ärger führen kann, wird bei einer Weltreligion von Millionen Menschen geglaubt.

Dass religiöse Menschen selber nicht wirklich fest an ihre Religion glauben, sieht man daran, dass die Regierungen auch in Gebieten mit eschatologischen Religionen in die Zukunft planen. Beispielsweise ist die Landesregierung im katholischen Bayern stolz darauf, dass sie einen guten Verkehrswegeplan für die Zukunft erstellt hat.
Wieso eigentlich? Wenn die Welt sowieso bald untergeht - was Katholiken ja glauben müssen - dann benötigt man auch keinen Verkehrswegeplan!


Modern könnte man auch von einer Fantasywelt im Kopf sprechen. Und dieser Punkt führt auch zur Erläuterung der Frage, ob Religion, obwohl sie falsches Bewusstsein darstellt, auch gute Seiten haben kann.

Welche positiven Nebeneffekte kann Religion als falsches Bewusstsein haben?

- moralische Verbesserungen:
Es wird gerne behauptet, dass Religion den Menschen moralischer mache. Religionsgemeinschaften benutzen das gerne als Legitimation. Da muss man aber aufpassen. Denn in Gefängnissen kann man nicht sagen, dass die Anzahl der atheistischen Gefangenen in Relation zu ihrem Bevölkerungsanteil überhöht ist. Häufig ist es umgekehrt.
Religion kann aber trotzdem im Einzelfall disziplinierend wirken. Man kann das aber auch so interpretieren, dass die Menschen für die Eliten zu willfährigen Untertanen gemacht werden.
Besonders die in den USA höher ausgeprägte Arbeitsmoral als in Europa wird darauf zurückgeführt.

- Identitätsverstärkung:
Religion wird gerne zur Identitätsstärkung benutzt. Diesen Zweck erfüllt sie auch oft.
Der Nachteil in diesem Fall ist aber, dass man meistens das eigene Kollektiv auf Kosten der Nachbarkollektive stärkt und in der Folge Feindbilder aufbaut. Die Harmonie in der Gruppe geht also zu Lasten der Nachbargruppen.

-  Traditionsbewahrung:
Die Bewahrung von Tradition, die in religiösen Gemeinschaften selber sehr stark ist, kann auch ein Wert an sich darstellen. Es gibt aber auch Fälle, in denen sich Tradition als Last darstellt oder sogar alte Konflikte über Jahrhunderte konserviert.
In Europa stellt sich die katholische Kirche gerne als Bewahrerin der europäischen Tradition dar. Das mag bedingt stimmen, nur ist die Kirche
Man muss auch sehen, dass unsere moderne Zeit sehr volatil ist. Traditionswahrende Gruppen können da stabilisierend wirken.

- Ästhetik:
Aus meiner Sicht ist der Wert von Religion eher ästhetischer Natur. Hier besteht der einzige wirkliche Wert von Religion. Der Kirchenschmuck wie z. B. Holzschnitzereien kann sehr schön sein. Ebenso kann die Atmosphäre eines Klosters beruhigend wirken.

- weitere Vorteile sind Netzwerkbildung, musikalisch-künstlerische Ausbildung oder Altsprachenstudium.


Man muss aber vorsichtig sein, dass man durch die Anerkennung einiger Vorteile der Religion nicht diese in ihrer Gänze rehabiltiert. Die Religion bleibt in ihren Kernaussagen falsch.
Man kann sich aber vielmehr die Frage stellen, ob die oben genannten Funktionen von Religion anderweitig wahrgenommen werden können. Ein grober Ansatz wären Philosophenschulen, wie sie in der Antike existierten. So eine Struktur kann man nicht so mir nichts dir nichts aufbauen, aber sie wären ein guter Ansatz auf dem Weg, die Religionsgemeinschaften zu ersetzen.




Freitag, 23. August 2013

WELTHERRSCHAFT

Der IRC-Kanal #europa im IRCnet hat in mehreren Sitzungen beschlossen, nach der Weltherrschaft zu greifen. Zuletzt wurde dies in August-Sitzungen bekräftigt und sei hiermit offiziell verkündet!

Wir grüssen alle Mitstreiter, Gegner und Teilhaber der zukünftigen Machtelite!

Erreichbar sind wir über diverse IRC-Clients oder notfalls über Webchat:
http://webchat.xs4all.nl/

KRITIK DES WIRTSCHAFTSLIBERALISMUS

Wir konnten uns oben (s. o.) nicht zu einer generellen Kritik am Materialismus entscheiden.
Aber wir müssen uns dennoch gegen den besonders seit dem Ende des Kalten Krieges grassierenden Wirtschaftsliberalismus (sog. Neoliberalismus) klar wenden.

In Deutschland wird diese Linie durch die FDP vertreten, in den USA durch die Republikanische Partei, und zwar noch wesentlich stärker, weil erstens die Partei stärker ist und zweitens radikaler ist.
Es geht nicht darum, dem freien Markt jede Leistungsfähigkeit abzusprechen, oder ein Zurück zur sozialistischen Planwirtschaft zu wollen - damit werden allerdings auch Kritiker gerne mundtot gemacht.

Es geht vielmehr darum, zum einen die deutlichen Schwächen eines solchen Systems zu erkennen und zum anderen die Doppelmoral seiner Verteidiger zu durchschauen. Denn viele, die eine Anti-Staatsrhetorik bedienen, nutzniessen selber vom Staat.

Letzteres ist besonders interessant:
Die Verteidiger des Wirtschaftsliberalismus predigen zwar "mehr Markt - weniger Staat!" und "mehr Risikobereitschaft!", halten sich aber gerade nicht an diese Prämissen.
Viele Politiker und Wirtschaftsprofessoren, die diese Linie verfolgen leben selber oder selber auch vom Staat. Und auch viele Wirtschaftsführer, die primär vom Wirtschaften am freien Markt leben, verfügen über soviel Geld, dass ihnen die negativen Seiten des Marktes nichts anhaben können und ihnen ein weitgehend risikoloses Leben ermöglicht wird.
Die Härte des Marktes trifft aber nicht nur FDP-Politiker und Wirtschaftsprofessoren nicht, sondern auch Freiberufler wie Ärzte und Anwälte. Diesen Gruppen würde die FDP niemals die komplette Härte des freien Marktes zumuten. Den Arbeitern und Hilfsarbeitern dafür aber umso mehr.

Bei genauer Betrachtung will auch niemand von diesen Ideologen wirklich "weniger Staat". (Man muss generell aufpassen, wenn Bürgerliche weniger Staat forden.)
In Wirklichkeit wollen sie nämlich nur den Sozialstaat oder genauer gesagt einige Bereiche des Sozialstaates kürzen und nicht etwa den Sicherheitsstaat mit Armee und Polizei. Und sie wollen, wie oben gesagt, die Härte des Marktes eher gegen Arbeiter richten als gegen Freiberufler, höhere Beamte oder Politiker.

Hinzu kommt noch, dass die Staatseliten selber expansive Ziele verfolgen und dafür einen Repressionsapparat nach innen und nach aussen benötigen und dass die Wirtschaftseliten den Staat benötigen, um Infrastruktur und Bildung zu erhalten und um die Nachfrage nach Rüstungsgütern sicherzustellen.
Die Wirtschaftsverbände fordern zwar permanent geringere Steuern, denken aber interessanterweise keineswegs daran, die öffentlich zur Verfügung gestellten Güter oder die öffentliche Nachfrage nach Rüstungsgütern nicht zu nutzen.

Machen wir es konkret:
In Deutschland hat noch nie ein Kabinett mit FDP-Beteiligung nennenswert die Steuern gesenkt. Von den FDP-Politikern hat auch noch keiner auf sein Staatsgehalt verzichtet, geschweige denn die Partei selbst. Auch sind Kriege (Akteure hauptsächlich staatlich!) wie der Afghanistankrieg durch die FDP nicht verhindert worden.



BILDUNG AN SICH

In den Medien wird immer behauptet, "Bildung sei unser wichtigstes Kapital". Stimmt der Satz?

Ja und nein.

Es ist in der Tat so, dass vom heutigen Arbeitnehmer höhere formale Bildungsabschlüsse verlangt werden als früher. Daher gibt es ja seit einiger Zeit immer mehr einen Trend zum Abitur.

Auf der anderen Seite stimmt es einfach nicht, dass die Schüler mit den besten Noten später immer den grössten Erfolg haben, wenn man Erfolg an bürgerlichen Massstäben (Karriere, Einkommen) misst.
Woran liegt das?

Das liegt zum einen daran, dass die Bildung, die an den meisten (allgemeinbildenen) Schulen angeboten wird, sich nach wie vor nicht sehr um die Anforderungen der Berufswelt kümmert.
Es liegt zum anderen aber auch daran, dass es Menschen mit einem starken Ego gibt, die in der Schule (noch) anecken, sich später im Berufsleben aber erfolgreich durchsetzen können. Das heisst nun nicht im Umkehrschluss, dass man in der Schule ganz schlecht sein sollte oder dass jedem schlechten Schüler später ein grosser Erfolg beschieden sein wird. Es heisst aber schon, dass die Relevanz der Schule für das spätere Leben überschaubar ist.


Mittwoch, 21. August 2013

DIE SARRAZIN-DEBATTE

Thilo Sarrazin ist bekannt für provokante Äusserungen, im Jahre 2010 landete er aber mit "Deutschland schafft sich ab" den Coup.

Thilo Sarrazin beschreibt darin die von ihm so gesehene Gefahr durch Einwanderer in Deutschland. Sarrazin problematisiert besonders die Einwanderung von angeblich nicht integrationswilligen muslimischen Einwanderern, die auf interne deutsche Probleme wie Geburtenrückgang und Verdummung treffe und die Problemlage verstärke.

In der Folge wurde Sarrazin von vielen Medienvertretern und seinen Chefs bei der Deutschen Bundesbank scharf kritisiert, gleichzeitig aber von vielen Menschen aus der Bevölkerung gelobt. Es kam dabei zu einer ähnlichen Empörungswelle wie vorher bei der Debatte um Eva Herman.

Bei der auf die Buchveröffentlichung folgenden medialen Schlacht ging es nicht nur um die von Sarrazin gesehenen Integrationsprobleme, sondern auch um biologi(sti)sche Teile seiner Beweisführung.
Die Schlacht erfolgte erwartungsgemäss nicht nur in den Printmedien und in Radio und Fernsehen, sondern besonders im Internet und seinen Foren. Dabei zeigte sich eine starke pro-Sarrazin-Fraktion, die meinte "er hat (doch) recht!". Diese Fraktion gab sich als schweigende Mehrheit aus.

Hat Sarrazin recht?

PRO:
- es gibt viele Einwanderer mit einer oft hohen Geburtenrate
- es gibt Integrationsschwierigkeiten mit Einwanderern
- dazu gehören gesteigerte Aggressivität, Kriminalität und eine Blockadehaltung im Bildungswesen
- Einwanderer aus islamischen Ländern sind oft intolerant und versuchen, aggressiv zu missionieren

CONTRA:
- die Einwanderer wurden in der Mehrzahl nicht von "linken Gutmenschen" geholt, wie vielfältig behauptet,
  sondern von CDU-geführten Bundesregierungen;
  Ziel war es, für die BRD billige Arbeitskräfte zu gewinnen und die dt. Arbeitnehmer unter Konkurrenzdruck zu setzen
- die Einwanderer, die Ärger machen, machen es nicht aus genetischen Gründen, sondern weil sie aus  Krisengebieten
  oder Krisenmilieus stammen und oft eine hohe Kinderzahl haben (Stress beim Heranwachsen)
- bei ähnlichen Randbedingungen können auch Einwanderer im Bildungssystem erfolgreich sein;
  einige Migrantengruppen sind sogar besser als gebürtige Deutsche
- Sarrazin versucht, durch den exorbitanten Gebrauch von Statistiken seine Thesen unangreifbar zu machen;
  auch wenn die meisten Statistiken nicht oder schwer angreifbar sind, so ist es doch ihre Interpretation
- Sarrazin provoziert und beleidigt gerne
- Sarrazin wirft Migranten einerseits Arbeitsverweigerung vor, andererseits wirft er ihnen vor, dass sie es nur bis
  zur Stufe des Lebensmittelhandels schaffen; ist solch ein Berufsfeld denn ein Problem?
- Migranten, die es den Einheimischen schulisch "einmal zeigen wollen", sich anpassen und gute Noten schreiben,
  werden trotzdem sehr oft von Personalchefs bei Bewerbungen abgeblockt!

FAZIT:
Alles in allem erscheinen die Ausführungen Sarrazins problematisch. Man kann jedoch nicht sagen, dass er in jedem einzelnen Punkt Unrecht hat. Ärger mit Migrantengruppen kennen die meisten Bundesbürger aus ihrem persönlichen Umfeld und sie lassen sich auch mit Statistiken belegen. Auch ist aggressives Missionieren aus dem islamischen Kulturbereich ein Problem und wirkt destabilisierend.
Es ist aber die Frage ob man dafür generell solch grosse Gruppen beleidigen muss und ob die biologischen Untermauerungen wirklich stichhaltig sind. Geht es Sarrazin, der bei einem längeren Betrachtungswinkel schon viele Gruppen beleidigt und verhöhnt hat (Schüler, Studenten, Berliner, Arbeitslose, Migranten) wirklich um die Sache, oder um die Provokation selbst? Und wie will er beweisen, dass im Osmanischen Reich gehäuft Erbfehler aufgetreten seien? Wie konnte das Osmanische Reich dann lange Zeit so stark auftreten?
Sarrazin zeigt, dass er Genuss aus der Provokation empfinden. Dasselbe gilt für die Macht über Menschen, wie man aus seinen Auslassungen als Finanzsenator ersehen kann.
Sarrazin selber hat wiederholt darauf hingewiesen, unter welch ökonomisch harten Verhältnissen er herangewachsen ist und dass er als Schüler selber verhaltensauffällig war. Das gibt ihm allerdings nicht das Recht, sich wiederholt dermassen abwertend über bestimmte Bevölkerungsgruppen zu äussern, auch wenn ein bestimmter Teil dieser Gruppen sich wirklich falsch verhält.




MATERIE

Materie (lat. materia, griech. ulh/hylé) ist ein sehr allgemeiner Begriff, der in der Antike ursprünglich Stoff, Bauholz o. ä. bedeutete. Gemeint sind damit feste Stoffe, die in der Physik durch den Begriff (und die Eigenschaft) Masse gekennzeichnet werden. Damit werden sie von Energie oder vom Nichts abgegrenzt. Die Energie kann z. B. in Wellenform beschrieben werden.

In der Philosophie ist der Begriff der Materie allgemeiner verwendet. Er kann zwar auch noch feste Stoffe kennzeichnen, wird aber oft zur Bezeichnung für die Basis (Grundlage) unseres Lebens und Seins verwendet. Daher versteht man unter Materie z. B. auch die biologischen Grundlagen des Seins, manchmal auch die ökonomischen Grundlagen des Seins.
Ausserdem wird er oft zum Begriff Geist (Idee(n), Bewusstsein) in Gegensatz gesetzt und abgegrenzt. Hier entsteht dann immer wieder ein Streit, ob die Materie als Basis den Geist trägt oder dieser unabhängig von ihr existiert. Daraus entstehen dann Ansätze wie Materialismus, Idealismus (von der Welt der Ideen) oder als Vermittlung Dualismus.

In der hiesigen Darstellung wird die Ansicht vertreten, dass die Materie die Grundlage des menschlichen Geistes ist, dieser also nicht völlig autonom existiert.
Der Materialismus wird aber nicht so weit getrieben, dass man davon ausgeht, dass nur die Materie überhaupt existiert. Der Geist existiert auch und ist der separaten Betrachtung wert, aber er existiert letztendlich in Abhängigkeit von der Materie.
Beispiele und Indizien für diese Ansicht findet man schon bei LaMettrie im 18. Jhd., der als Arzt und Materialist darauf hingewiesen hat, dass der menschliche Geist, wenn der Körper durch eine Krankheit geschwächt ist, weniger gut funktioniert.

Der Materialismus als Ansatz wird aber aus verschiedenen Gründen kritisch gesehen:
- Der Mensch ist gewohnt, von seinem Ich, also seinem Geist, die Welt zu sehen.
  Die Idee einer Fremdbestimmung ("Fernsteuerung") durch die Materie ist ihm fremd.
- Materialisten sind meistens Atheisten und stellen damit überkommene Weltbilder auf den Kopf.
- Materialisten glauben, dass der Mensch sterblich ist (auch seine Seele bzw. sein Geist,) -
  solange die Naturwissenschaften noch keine Möglichkeit gefunden haben, den Körper zu konservieren
  oder den Geist technisch auszulesen und auf einen beständigeren Körper zu übertragen!
- Materialisten wird vorgeworfen, da sie eine Metaphysik und damit zumeist auch höhere Moralvorstellungen ablehnen,
  dem rücksichtslosen Hedonismus und ggf. sogar der Amoral Vorschub zu leisten.
- Materialisten wird - manchmal zu Recht - Zynismus vorgeworfen, da sie etwas Totes oder zumindest
  Nicht-Beseeltes verehren.



Dienstag, 20. August 2013

GROSSE DENKER

Es ist schwierig, die Namen von grossen bzw. wichtigen Denkern auch nur auf einer Liste aufzuzählen.
Wie soll man beurteilen, welche Denker der Weltgeschichte wichtig sind und warum?
Und für wen sind sie wichtig? Am Ende erhält man eine etwas subjektive Auswahl.

Schon in der Schule haben wir festgestellt, dass wir uns mit relativ wenigen Denkern auch nur annähernd identifizieren können. Das gilt auch für sogenannte "grosse Geister" wie Platon und Aristoteles, deren Denken antidemokratische und gräkomane Tendenzen hatte und daher eine Rücksichtslosigkeit gegenüber anderen (und anders Denkenden) offenbart. Gleichzeitig kann man auch einige weniger bekannte Denker für gross halten. Gibt es in historischer Dimension so etwas wie "Geistesverwandschaft" mit bestimmten Denkern?

Karl Jaspers z. B. definierte Sokrates, Buddha, Konfuzius und Jesus als grosse Denker. Diese "massgebenden Menschen" stammten bis auf Jesus alle aus der für ihn so bezeichneten "Achsenzeit" von 800 v. Chr. - 200 v. Chr.
Bei Jesus kann man sich inhaltlich darüber streiten, ob er in diese Reihe gehört. Seine Wirkung war zweifelsfrei gross, aber seine Vorstellungen voller Irrationalismen. Auch Konfuzius ist umstritten.
Aus unserer Sicht können aber Sokrates und Buddha als gross bewertet werden, auch wenn die Lehre Buddhas bis heute seltsame esoterische Umwandlungen erfahren hat und manchmal verklärt wird.



AGAMBEN, GIORGIO




BUDDHA (SIDDHARTHA GAUTAMA)

Buddha war ein Denker, der sich anhand von Erlebnissen im eigenen Leben mit dem Leben im rechten Mass beschäftigt hat. Er stellte fest, dass man zwischen Askese und Schwelgerei leben muss und führte das genauer aus. Der historische Buddha ist allerdings nur bedingt greifbar.
Heute werden allerdings sowohl buddhistisch geprägte Länder verherrlicht als auch esoterisch geprägte Importe in Industrieländern überschätzt. Es ist empirisch betrachtet keineswegs so, dass es in buddhistischen Milieus keine Gewalt und keine Irrationalismen gäbe.


DARWIN, CHARLES

File:Charles Darwin by Julia Margaret Cameron.jpg


DIAGORAS


FEUERBACH, LUDWIG

File:Feuerbach Ludwig.jpg


FOUCAULT, MICHEL




HENTSCHEL, STEFAN



Es mag etwas extrem wirken, eine ehemalige Grösse des Hamburger Rotlichts unter die Reihe der Grossen Denker einzureihen. Doch es geht hier nicht darum, Hentschels kriminelle Aktivitäten zu loben.
Hentschel war lange ein energetischer Typ mit strategischen und taktischen Fähigkeiten, bis er nach mehreren Rückschlägen im Milieu ausbrannte. Er verfügte auch über ein entsprechendes Auftreten und ein Bewusstsein, wie man sein Leben erlebnisintensiv gestalten kann.


HERODOT

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METTRIE, JULIEN OFFRAY DE LA

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LUKIAN VON SAMOSATA

Lukian von Samosata stammt sowohl aus einem nichtgriechischen Milieu als auch aus einem nichtliterarischen Milieu und lernte zunächst einen Handwerksberuf. Umso erstaunlicher ist es, dass er trotzdem einer der grossen griechischen Literaten wurde. Lukian war geradezu ein Vielschreiber.
Seine Abhandlungen mit und zu vielen verschiedenen Themen waren sowohl unterhaltsam als auch sozialkritisch.
Berühmt sind u. a. seine Göttergespräche, seine Hetärengespräche, der Lügenfreund, der ungelehrte Büchernarr, Ikaromenippos und wie man Geschichte schreiben soll. Einige Werke grenzen an Science Fiction.
Wieland übersetzte sein gesamtes Werk ins Deutsche, Schiller und Goethe wurden von ihm beeinflusst.


NIETZSCHE, FRIEDRICH




ROSZAK, THEODORE

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Theodore Roszak ist ein in Europa weniger bekannter US-amerikanischer Historiker und Sozialkritiker. Roszak hat in den 60er-Jahren über die dissidenten sozialen Bewegungen geschrieben und den Begriff Counter Culture geprägt ("The Making of a Counter Culture", 1969), später ging er kritisch auf die Computerisierung der Gesellschaft der Industrieländer ein und danach befasste er sich mit Ökopsychologie. Roszak vertrat in "The Cult of Information" (1986) die These, dass die Computerisierung viele sozial progressive Entwicklungen der 60er-Jahre wieder zurückdrehen würde, auch wenn sich einige Computerfreaks selber progressiven Ansichten verschrieben hätten. In "The Voice of the Earth" (1992) befasst er sich mit der noch relativ jungen Disziplin der Ökopsychologie, die die Wechselbeziehungen zwischen Mensch und Umwelt analysiert. In seinen letzten Lebensjahren schrieb Roszak über das US-Imperium, seine politische und wirtschaftliche Kraft und die von ihm ausgehenden Gefahren.
Roszak schrieb noch über viele andere Themen und verfasste einige berühmte Romane.


SOKRATES

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THUKYDIDES

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VOLTAIRE

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WALLERSTEIN, IMMANUEL

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